Arkologie

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Arkologie (engl. Arcology) ist eigentlich eine Abkürzung für ARChitectural ecOLOGY.


Begriff

Der Begriff ist ein Kofferwort aus Architektur und Ökologie.

Geschichte

Im vergangenen Jahrhundert waren arkologieähnliche Stadt- und Konstruktionskonzepte wesentlicher Teil einer Vielzahl populärer Science-Fiction Romane, Filme und Spiele, und erst um die Jahrtausendwende und im 21. Jahrhundert wurde tatsächlich mit dem Bau von Arkologien begonnen

Konzept

Ursprüngliches Konzept

Das Konzept der Arkologie geht auf Paolo Soleri zurück, ein italienischer Architekt, der im 20. Jahrhundert lebte. Er wollte architektonische Planung und die Bedürfnisse einer urbanen Gemeinschaft enger miteinander verbinden, um gleichzeitig die ökologischen Auswirkungen beider zu minimieren. So sollte eine dichte und für das Zusammenleben optimierte Umgebung entstehen, die möglichst alle Stoffzyklen beinhaltet und so die natürliche Umwelt nur im geringen Maße belastet.

Eine Arkologie kann man als autarke Stadt mit extrem hoher Bevölkerungsdichte betrachten. Sie produziert alle Güter, die zur Deckung der Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung notwendig sind, dazu zählt insbesondere eine unabhängige Stromversorgung und die Herstellung von Nahrungsmitteln. Aufgrund ihrer kompakten Bauweise kann der Zugang zu Infrastruktur, wie Wasserversorgung, Abfallentsorgung und Abwasser, zu minimalen Kosten realisiert werden, außerdem werden durch sie die Transportwege extrem verkürzt, so dass keine Kraftfahrzeuge mehr benötigt werden. Abfall und Abwasser werden in der Arkologie aufbereitet und wiederverwendet.

Insgesamt zielt die Integration von Bevölkerung und Infrastruktur darauf ab, die Entnahme von Energie, Ressourcen und den Verbrauch von Baufläche, sowie die Abgabe von Abfallstoffen an die Umwelt so gering wie möglich zu halten, also ein nährungsweise geschlossenes oder abgeschlossenes System zu errichten.

Näheres zum grundsätzlichen Konzept einer Arkologie findet sich auch auf der Historienseite Wikipedia.

Moderne Umsetzung

Das Ziel eines abgeschlossenen Systems wird allerdings in den meisten modernen Arkologien nicht verwirklicht. Und zwar nicht, weil die Herstellung eines autarken Lebensraums ein schwieriges Unterfangen ist, sondern weil die meisten Bauherren und Besitzer der heutigen Arkologien, die Konzerne, gar kein Interesse daran haben einen geschlossenen Lebensraum zu schaffen. Arkologien sind vielmehr Elemente eines riesigen wirtschaftlichen Produktionskreislaufs und erfüllen daher häufig weder die Anforderungen an Energie- und Ressourcenverbrauch noch an die Abfuhr von Endprodukten, die das ursprüngliche Konzept vorsieht. Tatsächlich autarke Arkologien werden dagegen vorallem in lebensfeindlichen Umgebungen errichtet.

Moderne Arkologie

Die moderne, städtische Arkologie, die hier als typischer Vertreter herangezogen wird, ist von der Stadt, die sie umgibt, häufig abhängig. Sie verfügt zwar über dichte Intergration und eine eigene Infrastruktur, folgt hier also durchaus den ursprünglichen Arkologie-Prinzipien, allerdings ist sie sowohl bei Energieversorgung als auch Rohstoffverbrauch und Abfallproduktion meist weiterhin auf die Umgebung angewiesen. Entscheidend ist, daß sie nicht die Verdichtung einer urbanen Struktur darstellt, sondern lediglich einen Ausschnitt aus ihr. Im Prinzip ist sie ein exklusives Stadtviertel, dass für die übrige Stadtbevölkerung zwar oft zugänglich ist, aber nur den Arkologiebewohnern ein Leben ermöglicht, das eine individuelle Interaktion mit der Umgebung beinahe überflüssig macht. Auch das steht im Kontrast zum Ursprungskonzept, das eine harmonische Beziehung mit der Umwelt, nicht aber den Abbruch dieser Beziehung vorsieht.

Arkologien sind Verwaltungs-, Medien- und Forschungszentren, aber häufig auch Fertigungsstätten. Sie verfügen also neben Büroräumen, Studios und Laboratorien, auch über Werkstätten und Fabriken. Deshalb sind sie aber auch Handelszentren mit einem hohen Warendurchsatz an Rohstoffen, Halbfabrikaten und gefertigten Gütern. Weiterhin stellt der Einzelhandel und Dienstleistung eine wichtiges Standbein der Arkologiewirtschaft dar, weshalb sie häufig ein riesiges Einkaufszentrum mit verschiedenen Läden, Bodyshops und sonstigen Dienstleistern, eigenen Parks, Freizeit- und Kultureinrichtungen enthalten und es einen regen Personenverkehr, Besucher und Pendler, zwischen Arkologie und der umgebenen Stadt gibt. Die Arkologien sind aber nicht nur wichtige Verkehrknotenpunkte, sondern stellen auch Matrixhubs dar. Neben einem für die Anwohner vorgesehenen Intranet bieten sie auch hier für Besucher eine Vielzahl an Dienstleistungen, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten an. Für die Arkologiebewohner gibt es darüber hinaus Wohnstätten, medizinische Einrichtungen, Kinderbetreuung, Schulen, teilweise auch Berufs- und andere erweiterte Ausbildungsmöglichkeiten und soziale Versorgung.

Tatsächlich autarke Arkologien werden dagegen vorallem in lebensfeindlichen Umgebungen errichtet. Sie repräsentieren allerdings nicht die moderne Arkologiekultur. Wenn sie auch mit Annehmlichkeiten für die Bewohner ausgestattet sind, so stellen sie doch eher ein temporäre Wohnstätte für Spezialisten, als einen permanenten Lebensraum dar.

Arkologie-Gesellschaft

Die Entwicklung der Arkologiegesellschaft kann man auch als Entwicklung der Konzerngesellschaft betrachten. Mehr als alle anderen Aspekte hat der geschlossene Lebensraum der modernen Arkologien dazu beigetragen, dass sich Konzerne zu eigenständigen staatenähnlichen Gebilden entwickelt haben. War die Exterritorialität zunächst vorallem nützlich für das Geschäft, hat sie sich hier zu einer neuen Qualität entwickelt. Die Bevölkerung einer Arkologie besteht meist nur aus Konzernbürgern, die hier wie in einer eigenen Stadt und unter völliger Kontrolle durch den Konzern leben. Diese Umgebung ermöglicht die vollständige Immersion eines Konzernangestellen in die Kultur seines Konzerns, gleichzeitig bedeutet sie, dass sein Arbeitsverhältnis auch Wohnort, Lebensumgebung, Freizeitgestaltung und Einkaufsgewohnheiten von ihm und seiner Familie bestimmt. Die Identifikation eines Angestellten mit seinem Arbeitgeber nimmt dadurch eine Form an, die man tatsächlich nur mit einer nationalen oder ethnischen Identität vergleichen kann. In der Arkologie wurde aus dem Angestellten der Konzernbürger.

Die Schattenseite dieser Entwicklung ist eine allgegenwärtige Überwachung durch den Konzern. In den meisten Arkologien werden beständig Informationen über Bewohner und Besucher gesammelt und ausgewertet. Ein anderer Aspekt ist, dass die Arkologie nur ein scheinbar öffentlicher Raum ist. Tatsächlich reflektiert dieser Raum aber die Ansichten einer privaten Institution, die jederzeit aufgrund der ihr zufallenden Jurisdiktion kritische Äußerungen in ihrer Einrichtung unterbinden kann. Viele Arkologiebürger vergessen diesen Umstand, denn weder Überwachung noch Bevormundung verhindern, daß ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung einer Arkologie diese praktisch nie verlässt.

Shadowtalk Pfeil.png Für mich ist das alles nicht überraschend. Wenn man in der Konzernwelt lebt, sieht dank der Konsumgleichschaltung sowieso fast jeder Ort gleich aus und exotische Erfahrungen kann man sich immer noch über die Matrix besorgen. Natürlich ist das Aufregendste was sich im Leben eines Arkies ereignet, daß er sich heimlich die illegale Version eines Matrixgames beschafft oder eine Affäre mit der Frau seines Arbeitskollegen anfängt. Beides hat die Arkologieverwaltung in Wirklichkeit längst registriert, aber solche Kleinigkeiten spielen natürlich erst eine Rolle, wenn er seine Arbeit nicht mehr erledigt. Wenn er aber regelmäßig den halben Tag außerhalb der Arkologie verbringt, ruft das schon mehr Argwohn hervor und kann früher oder später zu einer präventiven Terminierung des Arbeitsverhältnis führen. Das weiß halt auch der Arkie.
Shadowtalk Pfeil.png Nomino

Je wichtiger ein Angestellter für einen Konzern, desto größer ist die Bereitschaft, für ihn eine Unterbringung in einer konzerneigenen Einrichtung zu ermöglichen. Bei städtischen Arkologien werden aber längst nicht alle Arbeitskräfte, die in einer Arkologie tätig sind, auch hier untergebracht. Obwohl es also einen gewissen Fluss an Arbeitskräften und für gewöhnlich auch Besuchern zwischen der Arkologie und der umgebenen Stadt gibt, gelingt es den meisten Konzernen unerwünschte Elemente, also sozial Schwache oder Kriminelle, aus der Arkologie fernzuhalten. Es gibt eine Art unausgesprochenes Abkommen zwischen dem Angestellten und seinem Arbeitgeber: Er und gegebenenfalls seine Familie können in einer sicheren Umgebung leben und werden vor den negativen, sozialen Auswirkungen, die die Konzernwelt durch ihr Wirtschaften verursacht, beschützt. Im Gegenzug zeigt er sich loyal und stellt die Handlung des Konzerns nicht in Frage.

Shadowtalk Pfeil.png «Outsourcing des Elends» von Carla del Rodriguez kann ich in diesem Zusammenhang zur Lektüre empfehlen!
Shadowtalk Pfeil.png KPler Arbeiter aller Länder vereinigt euch ... mañana.

Dieses Arrangement ist für den Konzern von Vorteil. Indem er ganze Familien in seinen Einrichtungen beherbergt, entsteht eine Klasse von zukünftigen Angestellten, die nicht nur fast ausschließlich seine Produkte und von ihm gefilterte Nachrichten und Informationen konsumiert, sondern deren persönliche Beziehungen fast ausschließlich zu anderen Konzernangehörigen bestehen. Aus diesem Pool kann er neue loyale Arbeitskräfte rekrutieren, die er nach seinem Bild geformt hat. Unter den heutigen Wettbewerbsbedingungen, die bei der Rekrutierung von Angestellten von aggressiven Abwerbungsmethoden bis zu Entführungen, sogenannten Extraktionen, reichen, stellen diese eine wertvolle Ressource dar. Aber auch die Bereitschaft in Sinne des Konzerns zu handeln und seine Sichtweise zu teilen, geht wesentlich weiter, als bei Arkologiebewohnern der ersten Generation.

Shadowtalk Pfeil.png Wenn die Indoktrination funktioniert, was aber längst nicht immer der Fall ist.
Shadowtalk Pfeil.png RetroHacker Lang lebe UMS!


Typen

Es gibt verschiedene Formen von Arkologien. Die geläufigste Form, ist die urbane Konzernarkologie, wie sie sich heute in vielen Städten findet. Sie ist als Einkaufs- und Dienstleistungszentrum, sowie als Arbeitsplatz an ihre Umgebung angeschlossen. Typische Arkologien haben Bevölkerungszahlen in der Größenordnung von 10.000 Einwohnern, sie sind aber meist nicht autark. Oft werden sie auch in Form einer Mini-Arkologie gebaut, was auf eine geringere Anwohnerzahl und noch stärkere Abhängigkeit von der umgebenen Stadt hindeutet. Als Repräsentation von Konzernmacht und prestigeträchtige Bauprojekte zeichnen sich die meisten Arkologien durch eine imposante Architektur aus.

Weniger geläufig sind nährungsweise autarke Arkologien, die meist zu Forschungs- manchmal auch zu Produktionszwecken in lebensfeindlichen oder zumindestens für die Metamenschheit feindlichen Umgebungen errichtet werden. Die Umgebung wird nicht immer wegen ihres wissenschaftlichen Wertes gewählt, sondern stellt auch eine erste Stufe im Sicherheitskonzept der Einrichtung dar. Daher sind diese Strukturen nicht öffentlich zugänglich. Die Bauform und der Grad an Autarkie richtet sich vorallem nach der Umgebung, Aquakologien, also unterseeische Arkologien, extraterristrische Habitate, die zum Teil zu den Arkologien gezählt werden, oder Einrichtungen in toxischen Zonen müssen stärker unabhängig sein, als Wüsten- oder Polararkologien.

Shadowtalk Pfeil.png Ob das mit dem weniger geläufig so stimmt, würde ich anzweifeln. Ein Chummer von mir hat mal die Horrortrid-Neuerscheinungen von 2069 bis 2070 durchgesehen. Laut ihm spielen 70% in einer abgelegenen Forschungsarkologie. Okay, die Öffentlichkeit hat vielleicht stereotype Vorstellungen von solchen Orten. Aber mehr Leute haben von ihnen gehört, als es den Konzernen lieb sein dürfte.
Shadowtalk Pfeil.png Netzfischer

Vorstöße in Richtung autarker Arkologien gab es vorallem durch die Proteus AG, die eine Reihe sogenannter Arkoblöcke errichtet hat. Sie sind als hermetisch abgeschlossene Lebensräume konzipiert. Die Bezeichnung orientiert sich an der monolithischen Bauform der riesigen Strukturen.

Schließlich gibt es sogennante Wohnarkologien, die allerdings das Konzept einer intergrierten Wohn- und Arbeitsumgebung aufweichen. Nicht nur Konzerne errichten diese Anlagen für ihre Bürger, auch beim öffentlichen Wohnungsbau plant man immer öfter in Form von Arkologien.

Übersicht Arkologien

Konzernarkologien

Eigner Name Standort
? ? Antarktis, Mt. Kirkpatrick
? Sugamo Retirement Arcology Japan, Neo-Tokio, Toshima
? Ziggurat Irak, Basra
Aztechnology Aztechnology Pyramide UCAS, Seattle Metroplex
Evo ? Malaysia, Kuala Lumpur
GENOM GENOM-Arkologie Schweiz, Basel
Mitsuhama ? Malaysia, Kuala Lumpur
Mitsuhama ? Tsimshian
Mitsuhama Baguio Arcology Philippinen
Monobe ? Turkestan, Taklamakan-Wüste
Pacific Foods ? CFS, San Francisco
Regulus Joint Industries Angel Towers Arcology Großbritannien, London
Renraku ? Malaysia, Kuala Lumpur
Renraku ? Henan, Bengbu
Renraku ? Antartika
Saeder-Krupp Saeder-Krupp-Arkologie ADL, Rhein-Ruhr-Megaplex
Tan Tien ? Singapur, Sentosa
Tanamyre Resources World Square Australien, Sydney
Telestrian Industries Telestrian Habitat Tir Tairngire, Portland
? Woodwards Arcology Salish-Shidhe Council, Vancouver
Yokogawa Incorporated ? Japan, Neo-Tokio, Nishi-Shinjuku

Am bekanntesten ist allerdings wohl die (ehemalige) Renraku Arkologie in Seattle (offizielle: Self-Contained Industrial-Residential Complex, kurz: SCIRE), die durch den von der KI DEUS ausgelösten Shutdown traurige Berühmtheit erlangte. Heute befindt sie sich als «Arcology Commercial and Housing Enclave» (ACHE) im Besitz des Metroplex.

In der ADL steht dagegen die berüchtigte Ruine der Scherist-Mangold-Arkologie in Osthofen, die heute in einer Z-Zone in Groß-Frankfurt liegt, nach dem sie bei ihrer Eröffnung Opfer einer Brandkatastrophe wurde.

Staatliche Arkologien

Eigner Name Standort
Japanisches Kaiserreich Showa Research Facility Antarktis, Enderbyland
NEEC Consilium-Arkologie Brüssel European City
UCAS Arcology Commercial and Housing Enclave UCAS, Seattle Metroplex


Quellen

Dieser Artikel basiert in seiner aktuellen Form teilweise auf dem Artikel Arkologie in der Shadowhelix, wo diese jeweils unter GNUFDL stehen. Eine Liste der Autoren findet sich hier.

Primärquellen zu Arkologien in Shadowrun sind: