Memoiren eines Lichtträgers: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Harlekin-Kampagne)
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"Wenn wir es ... ähm ... genau nehmen, konnte mein Chummer Cloud die Finger nicht von einigen beglaubigten Credsticks lassen." Ich hielt innerlich den Atem an, gespannt, wie Morlock reagieren würde.<br/>
 
"Wenn wir es ... ähm ... genau nehmen, konnte mein Chummer Cloud die Finger nicht von einigen beglaubigten Credsticks lassen." Ich hielt innerlich den Atem an, gespannt, wie Morlock reagieren würde.<br/>
 
"Ach, es handelt sich nur um Geld?" Unser Gegenüber zeigte einen leisen Anflug von Erleichterung. "Behalten Sie es! Sie haben gute Arbeit geleistet."
 
"Ach, es handelt sich nur um Geld?" Unser Gegenüber zeigte einen leisen Anflug von Erleichterung. "Behalten Sie es! Sie haben gute Arbeit geleistet."
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===Hass===
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====Timecode (28-07-2053 / 21:30:00)====
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Nachdem Cloud seine Verletzung auskuriert hatte, wollten wir es uns einige Zeit gut gehen lassen, gleichzeitig aber nicht den Eindruck erwecken wir wären "satt", denn nichts bringt einen in den [[Schatten]] schneller aus dem [[Runnerjargon#B|Biz]]. Als mich der Anruf einer gewissen "Charlie" erreichte, blieb uns also nichts anderes übrig, als der Aufforderung zu einem "Geschäftsessen" im [[Takuri]] nachzukommen. Wie warfen uns in unser nobelstes Oufit und trafen pünktlich zu unserem Termin im Takuri ein.<br/>
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Ein hochgewachsener Japaner in einem traditionellen Kimono begrüßte uns, und ich war mehr als glücklich, Jack davon überzeugt zu haben, auf Bewaffnung zu verzichten. Wie vereinbart fragten wir nach "Charlie" und wurden in einen kleinen Nebenraum geführt. Hier erwarteten uns neben Charlie, deren Alter ich auf Ende 30 schätzte - wobei ich mir bei Menschenfrauen da nie so ganz sicher war - ein Typ namens [[Wyrd]], den ich als "[[Messerklaue]]" mit einiger Erfahrung kategorisierte und ein Jungspund names [[Trey]], der sich offensichtlich etwas unbehaglich fühlte und beinahe minütlich möglichst unauffällig die Existenz seiner [[Hold-Out-Waffen|Streetline Special]] im Schulterhalfter überprüfte.<br/>
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Nachdem die Vorstellungsrunde absolviert war, in der "Charlie" sich als [[Charlie Tarrow]] vorstellte, kamen wir nicht wie von mir erwartet sofort zum Geschäft, sondern zu einem wirklich hervorragendem Abendessen, das keinerlei Wünsche offenließ, sofern man auf asiatische Küche steht. Während Jack sich einen Spaß daraus machte, die nach dem Essen servierten Glückskekse in seine Taschen verschwinden zu lassen, schickte Charlie Trey vor die Tür, um Wache zu stehen und kam endlich zum Grund unseres Treffens.<br/>
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Ein Seattler [[Policlub]] namens [[Para Nobilis Gesellschaft]] hatte wohl ein wenig über die Stränge geschlagen und eine Reihe von Elfen mit archaischen Waffen wie Schwerten und Bögen in die Ewigen Jagdgründe geschickt. Charlie zeigte uns eine Reihe von Fotografien (die noch ganz ohne Elektronik gemacht worden waren), auf denen einige der Opfer zu sehen waren. Cloud warf einen kritischen Blick auf die Fotos und kam schließlich zu der Einsicht, dass sie wohl nicht manipuliert worden waren.<br/>
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"Mein Klient möchte, dass diese Gruppe von der Bildfläche verschwindet und ist bereit, hierfür 20.000NY zu zahlen. Wie Sie dies im Einzelnen erreichen, bleibt ihnen überlassen, allerdings gibt es bei diesem Auftrag einige Boni."<br/>
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Cloud wurde hellhörig. Boni für das Verschwinden von Elfenmördern waren eigentlich nicht notwendig, würden aber natürlich gern mitgenommen werden.<br/>
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"Zum Einen bietet mein Klient für die linke Ohrspitze jedes der sechs Führungsmitglieder der PNG 3.000NY, zum Anderen sollen sie dem Anführer der PNG, einem Kerl namens [[Xeric]], diesen", sie zog einen versiegelten Umschlag hervor, "Umschlag in den Schoß legen. Wie sie sich vielleicht denken können, interessiert sich mein Klient nicht im Geringsten für den Zustand der PNG, solange die sechs Führungsmitglieder niedergeschossen, die sechs Ohrenspitzen eingesammelt und der Umschlag abgeliefert wird. Wie siehts aus, Alsobs?".<br/>
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Ich überschlug im Geiste schnell die Gesamtsumme. 20 Riesen plus zweieinhalb für das Abliefern des Umschlags, plus 18 Riesen für sechs Ohrspitzen. Kein schlechter Deal für einen Abend Arbeit, aber was meinte Charlie mit "Alsobs"?<br/>
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"Wir machen den Job!" kam von Cloud, noch ehe ich meine Überlegungen zuende geführt hatte. Damit gab es kein Zurück mehr.<br/>
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"Das freut mich zu hören. Ich bin autorisiert, ihnen 5.000NY als Vorschuß am heutigen Abend auszuzahlen. Den Rest plus die eventuellen Boni erhalten sie nach Abschluss des Auftrages.".<br/>
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Was blieb mir anderes übrig als den Deal zu akzeptieren. Wir erhielten unseren Vorschuß und wurden verabschiedet, ohne dass ich erklärt bekam, was Charlie mit "Alsobs" gemeint haben könnte. Irgendwie klang es für mich nach einer Beleidigung, aber wieso sollte ein Johnson uns engagieren und gleichzeitig beleidigen?
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====Timecode (29-07-2053 / 00:45:00)====
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Wir hatten beschlossen, diesmal ein wenig [[Runnerjargon#L|Beinarbeit]] zu leisten, bevor wir uns unserem Ziel näherten, also trennten wir uns, um unsere [[Connections]] abzugrasen. Als wir uns schließlich wieder trafen, waren wir nicht viel schlauer als zuvor.<br/>
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Die PNG hatte wohl ein wenig Rückendeckung durch einige Konzerne, aber es war leider nicht herauszufinden, welche. Auf der Strasse gab es nur zwei Gruppen, die sich mit der PNG anlegen würden. Ein anderer Policlub namens [[Young Elven Technologists]] und ein kleines Medienbüro mit dem Namen [[Sceptre Productions]], welches vor einigen Monaten ein Kamerateam verloren hatte.<br/>
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In der politischen Datenbank Seattles fand sich ein kurzer Eintrag zur PNG. Diesem konnten wir die Namen der Führungsriege entnehmen: Xeric, [[Allair]], [[Ehrendahl]], [[Thiran]] und [[Blaine Deathedge]]. Daneben fand sich die Adresse ihres Hauptquartiers.<br/>
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Jack berichtete noch, dass eine seiner Connections meinte, zur Führungsriege würde eine Magierin namens [[Fierelle]] gehören, die den Spleen habe, sich stets mit Rot zu umgeben. Damit hatten wir also unsere sechs primären Ziele.<br/>
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Cloud kam auf die Idee auch nach den YET zu suchen und wir erfuhren, daß dieser Policlub sich wohl diametral zur Elfen-zurück-zur-Natur-Philosophie der PNG positioniert hatte und durch den elfischen Autoren und Soziologen [[Ehran]] unterstützt wurde.<br/>
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"Vielleicht sollten wir uns das Ganze mal aus der Nähe angucken", meinte Jack, der offensichtlich für Planung und strukturiertes Vorgehen wenig übrig hatte.<br/>
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"Wir können zumindest das Hauptquartier mal in Augenschein nehmen, vielleicht ergibt sich irgendwas", stimmte Cloud dem Troll zu.<br/>
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"Okay, in Augenschein nehmen! Keine unüberlegten Aktionen, bitte. Wir fahren da hin und schauen uns die Sache an und, nein, Jack du darfst deine [[Panther_Sturmkanone|Panther]] nicht mitnehmen!" Ich würde ihn nur schwer davon abhalten können, das HQ zu stürmen, sollte er auf diese Idee kommen und ausreichend bewaffnet sein. Wehret den Anfängen, nicht wahr?
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====Timecode (29-07-2053 / 01:30:00)====
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Wir erreichten [[Downtown_(Seattle)|Downtown]] und ich parkte meinen [[GMC Bulldog]] nahe des ehemaligen Feuerwehrhauses, das unseren Informationen zufolge den PNGlern als Hauptqaurtier diente. Ein gutes Dutzend Motorräder war hinter dem Gebäude geparkt, bewacht von einer einsamen Hohlbirne, dessen glimmende Kippenspitze ziemlich genau den Aufenthaltsort seines Kopfes verriet.<br/>
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"Ich dreh mal schnell ne Runde", erklärte Cloud und war aus dem Bulldog heraus, ehe ich noch Einwände erheben konnte.<br/>
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"Wieso darf Cloud raus und ich muss hier mit dir in dieser stinkigen Karre hocken?" Jack war heute wieder nörgelig.<br/>
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"Hey, du kannst gern nach Hause laufen, wenn mein Bulldog nicht fein genug für dich ist!" Wenn ich etwas ''wirklich'' nicht leiden konnte, dann Kritik an meiner Ausrüstung.<br/>
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"Is' ja schon gut, aber ein bischen Bewegung würde mir echt gut tun", brummte der Troll relativ leise.<br/>
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"Jepp, und ne Dusche hinterher würde dir auch nicht schaden. Du kriegst noch deinen Einsatz, mach dir mal keine Sorgen." Ich machte es mir wieder im Sitz bequem und versuchte vergeblich, möglichst lässig den Rückspiegel im Auge zu behalten.<br/>
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Cloud erschien kurz darauf wieder am Seitenfenster und ich hätte ihn beinahe weggeblasen, so angespannt war ich. Hier im Schatten der [[Renraku-Arkologie]] war jederzeit mit dem Auftauchen von Sicherheitspersonal der Japsen zu rechnen und irgendwie behagte mir das gar nicht.<br/>
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"Alles easy, Jungs! Da läuft noch ein zweiter von den Typen draußen rum, aber sonst habe ich keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gesehen. Ich bin dafür, dass wir uns ausrüsten, wieder herkommen und den Job erledigen. Je schneller wir arbeiten, umso schneller werden wir bezahlt."<br/>
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Zumindest letzteres ließ sich nicht von der Hand weisen, und ich war geneigt, Clouds Idee des schnellen und unkomplizierten Zugriffs aufzugreifen, als plötzlich das Geräusch schwerer Stiefel auf nassem Asphalt zu uns herüberdrang. Cloud wirbelte herum. Ich folgte seinem Blick und sah aus einer der Nebenstraßen einen in urbanes Tarnmuster gekleideten [[Ork]] ziemlich genau auf unsere Position zulaufen.<br/>
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"What the fuck!?", sprach ich aus, was mir durch den Kopf ging.<br/>
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Dem Ork schien auch gerade aufzugehen, in welcher Situation er sich befand, den er verlangsamte seinen Schritt und hielt die leeren Hände deutlich vom Körper weg.<br/>
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"Was'n los?", kam von hinten und ich deutete Jack mit einer Handbewegung, sich still zu verhalten.<br/>
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Der Ork hatte sich bis auf drei Meter meinem Bulldog genähert und Cloud wirkte wie eine aufgespannte Schnappfalle, bereit, seine Cyberklingen in Kopf und Oberkörper des Unbekannten zu versenken.<br/>
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"Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber ihr kommt mir wie gerufen", eröffenete der Ork seine Ansprache, die aller Wahrscheinlichkeit nach über sein Weiterleben entscheiden würde.
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Cloud entspannte sich in keinster Weise. Jack schien sich an meine Weisung zu halten und gab keinen Ton von sich.<br/>
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"Wie könnten wir dir denn weiterhelfen, Fremder?", versuchte ich möglichst lässig von mir zu geben, um die angespannte Situation nicht eskalieren zu lassen.<br/>
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"Ich müsste einfach nur ''echt schnell'' hier weg und ihr seht auch nicht so aus, als gehörtet ihr hier hin!"<br/>
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"Verpiß dich und such dir ein Taxi!", knurrte Cloud.<br/>
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"Wer ist hinter dir her?", wollte ich wissen. Immerhin wäre eine solche Zusatzinfo entscheidend für die Übereinstimmung mit unseren Allgemeinen Beförderungsbedingungen oder zumindest der Höhe des zu entrichtenden Fahrpreises.<br/>
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"Niemand, und das soll auch so bleiben. Hier sind 2000 NY, und ihr könnt mich [[John Doe]] nennen. Wie siehts aus?"<br/>
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Die Situation schien mir so absurd, dass es unmöglich eine Falle sein konnte, zumal niemand wusste, dass wir hier waren. Also gab ich mir innerlich einen Ruck und machte mental einen Haken hinter "Jeden Tag eine gute Tat".<br/>
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"Cloud?"<br/>
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"Ich mag ihn nicht," zischte der noch immer sehr kampfbereite Elf. "Der stinkt nach Kon, aber es ist deine Karre."<br/>
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Ein Blick über die Schulter zeigte mir Jacks breites Grinsen und seinen erhobenen Daumen.<br/>
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"Dann steig mal ein, Mr. John Doe. Wir wollen hier nicht ewig bleiben.".<br/>
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====Timecode (29-07-2053 / 02:30:00)====
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Wir hatten John Doe aus Downtown mit nach [[Tacoma]] genommen und uns in einer Kneipe, die wir sonst nicht aufsuchten, niedergelassen. Er erzählte eine Geschichte von [[Metamenschen]]verachtung und Rassismus innerhalb des [[Renraku]]-Konzerns, der seine Heimat gewesen war, bis er vor wenigen Stunden seinen Tod inszeniert hatte, um dem Konzernleben den Rücken zu kehren und in die Schatten Seattles einzutauchen. Mit allem, was das so bedeutete, inklusive eines neuen, nicht ganz so legalen Jobs.<br/>
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Seine Geschichte klang insgesamt glaubhaft und Jack hatte ihn eh gleich ins Herz geschlossen. Cloud blieb noch einige Zeit kritisch, musste aber nach kurzer Fachsimpelei zugeben, das JDs Elektronikkenntnisse seine eigenen weit übertrafen. Nachdem wir ihn für eine Nacht in einem [[Sarghotel]] untergebracht hatten, hielten wir zu dritt Kriegsrat und beschlossen kurzerhand, da wir sowieso vor hatten unser Team zu erweitern, ihn am Überfall auf die PNG als eine Art Bewerbungs[[run]] zu beteiligen.
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====Timecode (29-07-2053 / 16:30:00)====
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Nachdem wir JD von unserem Plan, die PNG anzugreifen und unseren bisherigen Vorbereitungen (die ihn nicht sonderlich zu beeindrucken schienen) berichtet hatten, schlug er vor, zumindest zu versuchen, an Daten über das Feuerwehrhaus zu gelangen. Also machten Cloud und ich uns auf zum Katasteramt, wo es Unterlagen über alle städtischen Gebäude geben sollte.<br/>
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Nach einigen Belehrungen darüber, dass wir keinerlei Vollmachten hätten, irgendwelche Daten abzufragen und dass die [[Shiawase Corporation]] als jetziger Betreiber des Katasteramtes keinerlei Informationen an Unbefugte herausrücken würde, gelangten wir schließlich an eine freundliche blonde Elfin, die Clouds Charme erlag und uns den Hinweis gab, dass, wenn überhaupt jemand Informationen über das betreffende Gebäude hätte, eine gewisse [[Harriet Taylor]] im Archiv darüber verfügen würde.<br/>
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Wie sich herausstellte, war das Archiv ein Kellerraum von ca. 150*40 Metern Größe, in dem sich die Akten in bis zu 5m hohen Regalen türmten. Und ja, ich meine Akten aus Papier, ziemlich unsortiert, ohne Suchfunktion, brennbar und allgemein so praktisch wie ein halber Tanker. Verwaltet wurde dieser Alptraum aus totem Wald von einer kleinen Lady Mitte 60.<br/>
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Glücklicherweise zeigte sich diese mehr als erfreut von unserem Besuch in ihrem Refugium und war nach ein wenig Smalltalk nur zu bereit, uns die gewünschten Grundrisse herauszusuchen.
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Wie sich logischerweise darstellte, war dies jedoch keine Frage von Millisekunden, wie man es bei einem vernünftigen Datenbanksystem heutiger Zeit erwarten dürfte, sondern dauerte geschlagene zwei Stunden, in denen sie uns kiloweise Akten hin- und herschleppen ließ. Letztlich bekamen wir aber, was wir wollten und verabschiedeten uns mit dem Versprechen, Harriet bald wieder zu besuchen.
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Mit dem Grundriss, der bestimmt noch aus dem vorherigen Jahrtausend stammte, hatten wir nun alles, was wir für unseren nächtlichen Überraschungsbesuch brauchten.
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====Timecode (30-07-2053 / 03:00:00)====
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Wir wollten schnell und gnadenlos zuschlagen, die möglicherweise durch ein Feuergefecht herbeigerufenen Sicherheitskräfte wurden von uns als das größte Risiko angesehen. Zeit war also wieder einmal der limitierende Faktor.<br/>
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Ich "parkte" meinen Bulldog mit quietschenden Reifen im Hof der PNG. Jack war aus der Tür und in Richtung des Wächters unterwegs, ehe der Wagen richtig zum Stehen gekommen war. Der Wächter kam noch dazu seine Kippe aus dem Mundwinkel fallen zu lassen, dann traf ihn Jacks Rechte und er ging still zu Boden.<br/>
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Cloud und JD folgten Jack und ich sprang ebenfalls aus dem Wagen, den schallgedämpften [[Ares_Predator|Predator]] im Anschlag.<br/>
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''RUMMS!!!''<br/>
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Jack trat die Tür zum Hauptquartier ein und marschierte durch den Regen aus Splittern ins Innere des Gebäudes. JD folgte ihm, während Cloud die Rückendeckung übernahm. Ich erreichte die Eingangstür und bemerkte, dass meine beiden Chummer offensichtlich an zwei Türen vorbeigerannt waren. Ich öffnete die erste und überraschte einen PNGler unter der Dusche. Zwei schnelle Schüsse und er war Geschichte. Von weiter vorn hörte ich das Geräusch, das Jacks Axt gewöhnlich erzeugt, wenn sie durch schwach geschütztes Gewebe fährt.<br/>
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Vor der zweiten Tür entdeckte ich den bewusstlosen Körper einer weiteren PNG-Wache. Sein Gesicht berichtete von einem Zusammenstoß mit Jacks Fäusten. Ich öffnete die zweite Tür und erblickte ein völlig in Rot gehaltenes Zimmer. Eine Frau, völlig in Rot gekleidet, hob abwehrend die Hände. Das musste die Magierin sein! Ich nahm mir einen Moment, um den Schuss sicher ins Ziel zu bringen, "''KILL THE MAGE FIRST!''", hallte es durch meinen Schädel und drückte ab.<br/>
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Eine Salve aus einer [[Feuerwaffe#Maschinenpistolen|MP]] zwang mich in Deckung. Verdammte Kacke! Wo waren eigentlich Jack und JD?<br/>
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Das Geräusch der fliegenden Wallacher beantwortete meine Frage. Blaine Deathedge verlor seinen rechten Unterarm, als sie ihr Ziel fand. Ich schoß ihm in den linken und schaltete ihn damit aus.<br/>
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Zwei von sechs erledigt.<br/>
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Ich schaute den Flur hinunter, während Jack seine Axt wieder an sich nahm. Eine Treppe führte entsprechend dem Grundriss ins Obergeschoß. JD war an dieser bereits vorbei und schien ein kleines Mädchen entdeckt zu haben. Von oben hörte ich schnelle Schritte. Cloud rückte auf, behielt aber den Eingang im Auge. Zwei MPs bellten uns von der Treppe entgegen. Jack warf sich in Blaines Zimmer in Deckung. Die zweite traf JD in den Rücken. Kein Stellungskampf jetzt!<br/>
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Aus Blaines Zimmer kam eine [[Granate]] geflogen. Ich zog mich ins rote Zimmer zurück.<br/>
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''KA-WUMMS!!!''<br/>
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Die beiden MP-Schützen taumelten desorientiert die Treppe herunter. Jack erschien grinsend aus Blaines Zimmer.<br/>
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"Bist du irre? Granaten im Treppenhaus?", fuhr ich Jack an.<br/>
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"Mach halblang! Waren nur Stun-Granatos, alles halb so wild." Dem Troll schien das Kegeln mit Explosivkörpern richtig Spaß zu machen.<br/>
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"Hey Jungs, mich hat's schwer erwischt!", stöhnte JD in unsere Richtung.<br/>
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Ich sicherte die Treppe nach oben, während Jack einen Blick auf die Verletzung von JD warf.<br/>
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"Alter, das is' voll durchgegangen! Ich hab dir gleich gesagt: Sicherheitsmantel is' Scheiße!", Jack hatte einen besorgten Unterton, konnte sich die Ermahnung aber nicht verkneifen.<br/>
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"Was habt ihr mit der roten Frau gemacht?" Das kleine Mädchen, das dank JDs Einsatz schadlos aus der Sache herausgekommen war, meldete sich zu Wort.<br/>
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"Können wir das alles später klären? JD, Jack, wie siehts aus?", mischte ich mich ein.<br/>
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Cloud erschien auf der Bildfläche. "Laßt mal, ich kümmere mich um unseren Rookie hier und Jack und du mischen das Obergeschoß auf!"<br/>
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Manchmal fragte ich mich, wer die Führung in unserem Team inne hatte. Das war so ein Moment.<br/>
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Oben angelangt setzte Jack mittels zweier weiterer Granaten, die er aus dem persönlichen Vorrat von Blaine entwendet hatte, ein halbes Dutzend PNGler außer Gefecht, bevor wir auf [[Aaron Mitchell]] aka "Der verrückte Xeric" trafen. Ein gezielter Schlag von Jack auf den Kopf des Anführers, der dabei bedenklich knackte, setzte ihn außer Gefecht.<br/>
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Drei von sechs erledigt.<br/>
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Ich legte ihm noch den von Umschlag, den wir von Charlie erhalten hatten, in den Schoß, als eine Tür aufging und ein in einen schwarzen Umhang gekleideter, fast kahlköpfiger, spitzohriger [[Mensch]] den Raum betrat.<br/>
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"Kniet nieder vor dem großen und mächtigen Magier des Todes!", donnerte er uns eine unangemessen großspurige und langatmige Ansprache entgegen.<br/>
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Jack glotzte so verdutzt, dass ich nicht anders konnte und lauthals loslachte.<br/>
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"Ein einziger Blick vermag alles Leben aus euch entfleuchen zu lassen. Kniet nieder, Unwürdige!" Hatte ich bereits "großspurig" erwähnt?
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Jetzt hatte Jack genug. Ein Frontalzusammenstoß mit seiner Faust verwandelte das Gesicht des "Magier des Todes" aka Allair in einen Todesacker.<br/>
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Vier von sechs erledigt.<br/>
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Wir machten kehrt und hörten Pistolenschüsse von unten.<br/>
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Cloud hatte, nachdem er JD und das Mädchen aus dem Gebäude gebracht hatte, Position am Eingang des Hauptversammlungsraums der PNG bezogen, aus dem nun auf ihn gefeuert wurde.
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Als er bemerkte, dass wir zu ihm aufschlossen, war er das in Deckung gehen leid, richtete sich auf und hielt sein LMG in den Raum. Wenige kurze Salven ließen die Gegenwehr erlöschen. Wir stürmten den Raum, als ein blendend heller Blitz uns die Orientierung nahm.<br/>
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Schritte. Zwei kurze Salven aus einem LMG. Dann legte sich Clouds Hand auf meine Schulter.<br/>
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"Alles klar bei euch? Die Jungs haben nicht mit meiner [[Blitzlichtkompensation]] gerechnet."<br/>
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Während Jack und ich von der Blendgranate voll erwischt worden waren, hatten Clouds [[Cyberaugen]] fast alles kompensiert und ihm erlaubt, die letzten beiden Führungsmitglieder der PNG auszuschalten.<br/>
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Langsam kehrte meine Sehfähigkeit zurück. Ein Blick auf die Uhr. 78 Sekunden seit Eindringen in das Gebäude. Sehr gut! Wir schnitten den entthronten Führungsmitgliedern noch ihre falschen Ohrenspitzen ab und machten, dass wir davon kamen.
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====Timecode (30-07-2053 / 04:15:00)====
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Nachdem wir John Doe bei meinem [[Strassendoc]] vorbeigebracht hatten, trafen wir uns mit Charlie, unserer Auftraggeberin, und erhielten wie vereinbart die restliche Kohle inklusive aller Boni. Interessanterweise hatte sie uns bei dem direkt im Anschluss an unseren Run geführten Telefonat darum gebeten, die Ohren zu kühlen und war nun mehr als erfreut zu sehen, dass wir ihrer Bitte nachgekommen waren. Ich konnte mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, welche weitere Verwendung man für abgeschnittene, künstliche Ohrspitzen haben könnte, sollte es aber bald erfahren.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 21. August 2013, 10:33 Uhr

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Bei den folgenden Texten handelt es sich um das Tagebuch des Runners Silencio, aus dem später die Aufzeichnungen des Teams Bulletproof wurden, welches schließlich den Orden der Lichtträger neu gründete.
Jedes initiierte Mitglied der Lichtträger erhält ein Exemplar dieser Aufzeichnungen unter der Auflage es nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, dennoch erschien Ende 2074 eine Kopie der Aufzeichnungen in verschiedenen Data Havens. Ob es sich um Verrat oder eine Art von Rekrutierungsflyer der Lichtträger handelt ist bislang unbekannt.


Achtung Spoiler! SPOILERWARNUNG! Achtung Spoiler!
Dieser Text kann Informationen enthalten durch die der "Genuss" folgender Romane und Abenteuer eingeschränkt wird:

Romane:

Abenteuer:


Der Auftakt

Timecode (01-07-2053 / 21:00:00-22:00:00)

Wie immer, wenn die Zeit drängt, war auch bei diesem Job das Geld am Ende der ausschlaggebende Punkt gewesen. Es hatte einfach geklungen, als dieser Johnson aufgetaucht war und uns für einen einfachen Kurierjob 30.000 NY angeboten hatte. Zu einfach?
Mittlerweile umrundete ich die Baustelle des Konsulats von Tir Tairngire zum dritten Mal. Cloud reckte neben mir den Hals und verdrehte die neuen künstlichen Augen.
"Also, wenn ich der Scharfschütze wär', wüßt' ich, wo ich sitzen müsste, um das ganze Gelände zu überwachen."
"Jetzt mach dem Kurzen mal keine Angst. Wird schon schief gehen. Der Junge hier hinten macht jedenfalls keinen Mucks", kam es aus dem Laderaum des Fahrzeugs zurück, wo Jack die Überwachung der Fracht übernommen hatte.
"Ich verstehe nur nicht, wieso ausgerechnet hier? Ich meine, es gibt besser geeignete Orte für eine Übergabe, insbesondere wenn man einen Elfen übergibt." Ich war wirklich ein wenig gereizt, denn diesen Punkt hatte ich bereits vor einigen Stunden, bei der letzten Besprechung, mehrfach geäußert, ohne dass der von den anderen beiden im Team aufgenommen worden war. Waren die so naiv?
Andererseits war es eigentlich kein so großes Wunder. Cloud war nach der letzten OP ziemlich abgebrannt, und es gab immer noch ein neues Stück Hardware und ein noch nicht verstärktes Körperteil. Soviel hatte ich über den elfischen Samurai gelernt, mit dem ich seit einiger Zeit, gemeinsam mit Jack, den ich auf einem Trollrock-Konzert im Underworld 93“ kennen gelernt hatte, ein loses Team bildete.
Nachdem die Elfen 2052 beschlossen hatten, ihren Seehandel über Seattle abzuwickeln, hatte das Geschäft deutlich angezogen und die Risiken waren nicht geringer geworden.
"Jetzt fahr endlich auf diese verdammte Baustelle! Ich muß meine neuen Augen noch unter Einsatzbedingungen testen", nörgelte Cloud.
Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt und überzog die Windschutzscheibe mit einem schmierigen Film aus Wasser und Umweltgiften.
"Okay, Jungs," seufzte ich, "dann wollen wir mal." Ich fuhr rückwärts durch die mit Maschendraht versperrte Einfahrt und brachte den Wagen neben einem halb fertig gestellten Bauwerk zum Stehen. Cloud sprang aus dem Wagen, ehe der Motor aus war, und sicherte mit seinem LMG, während ich hinter dem Lenkrad sitzen blieb. Irgendetwas behagte mir nicht, und wenn es nicht unbedingt sein musste, würde ich keinen Fuß auf die Baustelle setzen.
"Clean!" kam von Cloud über Helmfunk.
Jack öffnete die hintere Tür des Lieferwagens, der uns gemeinsam mit der Fracht übergeben worden war, und verließ den Laderaum.
"Ich glaub da kommt was", meldete Cloud.
"Wird der Heli sein, der unsere Fracht übernimmt. Ich stell die Lieferung mal vors Auto, damit sie sehen, dass wir es sind." Mit einer Hand griff Jack in den Laderaum und holte den bisher erstaunlich ruhigen Elfen mit der Maske hervor.
Plötzlich ging alles ganz schnell! Aus dem Augenwinkel sah ich ein einzelnes Mündungsfeuer auf einem der Baugerüste. Aus der Richtung, in der ich Jack und die Fracht vermutete, hörte ich ein Geräusch, als würde eine überreife Melone zerplatzen. Fast zeitgleich explodierte eine Sprengladung und zerstörte die Rückwand einer der Baubaracken.
"Kontakt!" schrie Cloud in sein Mikro, dann schoß eine Rakete aus der Baubaracke Richtung anfliegendem Helikopter. Mir fuhr der Schreck eiskalt durch alle Glieder. Scharfschützengewehr, Raketenwerfer ... wo waren wir da nur hineingeraten? Verdammte Geldgier! "Jack!", schrie ich, "was ist da los? JACK!"
Cloud eröffnete das Feuer, hoffentlich zur Sicherheit erstmal auf den Scharfschützen. Jack antwortete langsam "Ich glaub, der Magier hier hat mir ganz schön die Jacke eingesaut. Ich hab hier überall Schädelsplitter kleben. Bwäh!"
Das reichte mir. Ich startete den Wagen. Der sich nähernde Helikopter verwandelte sich in einen rotglühenden Feuerball, der mindestens ebenso rotglühende Fragmente in alle Richtungen verteilte und das Cockpit des Transporters in einen farbigen Schimmer tauchte. Cloud eröffnete erneut das Feuer. "Baracke. Troll. Rakwerfer!", stieß er hervor. Die Salve aus seinem LMG zwang den von ihm entdeckten Troll in Deckung. Er warf sich in den Lieferwagen, ohne aus dem Ziel zu gehen, und Jack nutzte die gewonnene Sekunde, um ebenfalls in den Wagen zu hechten. "Abmarsch", schimpfte ich. "Hier gibt es für uns nichts mehr zu holen. Festhalten jetzt." Ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag. Die Räder des Lieferwagens drehten kurz durch, fassten dann aber doch auf dem sandigen Untergrund der Baustelle und beschleunigten den Wagen. Kurz hatten wir alle drei das mulmige Gefühl im Magen, das jeder kennt, der schon mal vor einem Wetworker mit Scharfschützengewehr weggerannt ist, ohne Deckung in Reichweite zu haben, aber es kam keine zweite Rakete und kein Schuß. Und als der Lieferwagen hinter der nächsten Häuserecke eingebogen war, konnte ich nicht umhin, meinem gesteigerten Frust Luft zu machen:
"Ich habs ja gleich gesagt: Zu wenig Aufklärung und keine Rückendeckung auf unserer Seite. Das war Scheiße, Jungs!"

Das Chal'han

Körper

Timecode (04-07-2053 / 21:00:00-22:00:00)

Nach dem, was wir vor wenigen Tagen abgeliefert hatten, waren wir natürlich in aller Munde. Zu viele Neugierige hatten von der Schießerei auf der Baustelle und der missglückten Übergabe gehört. Es war also an der Zeit, es etwas ruhiger anzugehen. Da kam uns der Anruf von Empty Space, meinem Schieber, gerade recht.
Ein Typ namens Morlock suchte ein paar Runner für einen Job, bei dem es eher um Eleganz und Raffinesse ging. Und soweit Empty Space informiert war, handelte es sich bei Morlock um einen Schieber, dessen Johnsons Dienstleistungen der diskreteren Art bevorzugten. Also genau das, was wir als Team jetzt brauchten.
"Also", schnaufte ich, "Mitternacht im Penthouse vom Laubenstein Plaza, Ecke 6th und Pike Street. Das ist Downtown. Nur damit wir uns verstehen. Keine dicken Plempen und nichts, was nach schwerer Panzerung aussieht, sonst sind wir draußen, bevor wir Morlock auch nur getroffen haben." Ich war noch immer ziemlich angepißt, weil ich mich mit meiner Forderung nach einer besseren Erkundung der Baustelle nicht hatte durchsetzen können. Diesen Fehler wollte ich nicht wiederholen.
"Jetzt mach mal halblang, Kurzer. Wir sind auch nicht erst seit gestern im Biz", entgegnete Jack, während er angestrengt versuchte, mit einem Zahnstocher die Reste des früher am Abend zu sich genommenen Fast-Foods zwischen seinen Zähnen zu bergen. "Meine Kontakte sagen übrigens, Morlock ist ein Zwerg. Vielleicht solltest du das Reden übernehmen, Silencio."
"Kein Problem", knurrte ich. Zufällig war ich ja auch ein Vertreter der Subspezies Pumilionis. Momentan konnten vielleicht sogar solche Lappalien wichtig werden. "Habt ihr sonst noch was ausgegraben?", versuchte ich, die beiden Mitstreiter zu etwas mehr Informationsoutput zu bewegen.
Verwirrt warfen sich die beiden Messerklauen Blicke zu, zuckten mit den Schultern und schüttelten verneinend die Köpfe. Offensichtlich war ihnen gar nicht die Idee gekommen, mehr über Morlock in Erfahrung zu bringen. Nun war es zu spät dafür. Wenn wir rechtzeitig um Mitternacht im Plaza sein wollten, war es an der Zeit, sich entsprechend in Schale zu werfen und sich ein Taxi zu nehmen.

Timecode (04-07-2053 / 23:47:00)

23.47 Uhr zeigte der Handgelenkchronometer von Jack, als wir dem Taxi vor dem Laubenstein Plaza entstiegen. Mehr als genug Zeit, um noch einen Blick auf das Gebäude zu werfen, das mit seinen zahlreichen, kleinen Balkonen an der runden Außenfassade aussah wie eine lila Seegurke.
Keine 150 Meter von uns entfernt hielt gerade eine Lone Star-Patrouille neben einer Gruppe Biker, die sich wohl im Stadtteil geirrt hatten, und die wenigen Fußgänger, die um diese Zeit noch unterwegs waren, schienen Wichtigeres im Kopf zu haben, als uns seltsam heterogenem Grüppchen ihre Aufmerksamkeit zu widmen.
Cloud schien sich in seinem nagelneuen navy-blauen Anzug unwohl zu fühlen, obwohl er für mich perfekt nach Stifthalter aussah, während Jack in seinem langen gepanzerten Mantel und mit der dunklen Sonnenbrille zielsicher und beabsichtigt den Eindruck eines Leibwächters hinterließ. Wir hatten uns schnell darauf festgelegt, mich von vornherein als Ansprechpartner zu deklarieren, daher war mir die Schlipsnummer zugedacht worden, während Cloud und Jack Sekretär und Leibwächter mimten. Da wir nicht mit Ärger rechneten, blieben die Knarren zuhause. Sollte es hier Ärger geben, wären sie kein Vorteil und würden die Haftstrafe nur um einige Monate wegen illegalen Waffenbesitzes verlängern.
Ich straffte mich, setzte mein bestes „Schlipsgesicht“ auf und ging auf die sich bei meiner Annäherung selbständig öffnende Tür des Laubenstein Plaza zu.
Die Empfangshalle des Hotels sah glänzend, groß und sauber aus. Klimatisiert und plüschig war sie auch. Im Hintergrund konnte man bereits die Batterie Aufzugtüren erkennen, die zum Kontrakt führten. Auf Clouds Gesicht trat ein wehmütiger Ausdruck. Auch ohne Gedanken lesen zu können, wußte ich, daß er über Sachen nachdachte wie: "Wieviel Muni würde man wohl in den wenigen Dutzend Runs verballern müssen, die man erledigen müßte, um vom Erlös hier ein paar Tage Urlaub machen zu können?"
Erst als wir an den Aufzügen ankamen, fing er sich und setzte seine grimmige Profimaske auf. Als wir im Penthouse ausstiegen, wähnten wir uns bereits am Ziel. Leider war diese Einschätzung etwas verfrüht, wie sich zeigte, als klar wurde, daß der Vierertrupp in unterschiedlichen Kleidungsstilen gewandete Orks nicht zufällig dort herumstand.
"Ey, ihr da. Verzieht euch. Eure Sorte braucht hier keiner, verstanden?", quetschte der vorderste der vier an seiner Zigarre vorbei. Seine Melone, ein nicht wirklich gut an orkische Physiognomie angepaßtes Modell, sah aus, als wolle sie sogleich seitwärts von seinem Schädel rutschen. Die drei Sidekicks hinter ihm machten finstere Mienen und schienen bereit, den Vorschlag mit dem "Verziehen" durch eigene Muskelarbeit zu unterstützen.
Ich blieb verblüfft stehen und hob eine Augenbraue. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte Jack sich vor mich geschoben, den Mantel geöffnet und seine beeindruckende Streitaxt aus dem Körperhalfter gelöst.
"Mach mal's Öhrchen auf, du Kasper", grollte er. "Wir haben da drin eine Verabredung. Und wenn du keine Verabredung mit der hier haben möchtest, dann nimmst du jetzt deine Spielplatzbubis und siehst woanders scheiße aus. Muß ich irgendeinen Teil der Ansage wiederholen?"
Der Melonen-Ork hatte offensichtlich Mühe, seine Zigarre bei sich zu behalten. Die drei hinter ihm herumtippelnden Schläger sahen plötzlich deutlich danach aus, als wollten sie ohnehin gerade nach hause gehen.
"Äh", räusperte er sich, "es, äh, handelt sich wohl um eine Verwechslung. Äh, schönen Tag noch." Nach diesen Worten zog sich das Grüppchen zurück, dabei stehts bemüht, den Eindruck einer Flucht zu vermeiden.
Als das erfolglose Quartett außer Sichtweite war, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
"Bwahaha ... der war gut: "und siehst woanders scheiße aus" ... du Komiker. Denk doch mal an Leute, die seriös aussehen sollen, Mensch." Ich rang nach Luft. Dann fiel mir etwas ein. Ich zwang mich, wieder normal zu atmen. "Aber was anderes: ich sagte doch ausdrücklich "keine Waffen". Bist du wahnsinnig, hier mit einer Wallacher einzureiten?"
Jack zuckte unbekümmert mit den Achseln. "Nein, Massa. Jack nich dumm. Jack sich merken, was Massa gesagt hat. Und Massa hat gesagt "keine Plempen". Jacks Hacki-Hacki keine Plempe, Massa." Dabei grinste er breit.
Cloud schmunzelte ebenfalls und nickte beifällig. "Stimmt. Haste gesagt."
Ich verdrehte die Augen. "Boah, ihr seid ja schlimmer als die Redneck-Rekruten im CFS. Werd ich jetzt schon gemobbt?" Mein Blick fiel auf die offene Suitentür an demjenigen Ende des Ganges, das nicht den Orks als Fluchtweg gedient hatte. "Okay, Schluß mit der Alberei. Wir sind da. Formation."
Wir setzten uns in Bewegung, um nun endlich Mister Morlock zu treffen und ihn von unseren Qualitäten zu überzeugen.

Timecode (05-07-2053 / 04:30:00)

Das Gespräch mit Mr. Morlock war kurz und professionell verlaufen. Wie sich herausstellte, waren die Orks von Morlock engagiert gewesen, und wir hatten den Test wohl bestanden, denn er kam ohne weitere Umschweife zur Besprechung des Jobs. Wir sollten in die hiesigen Verlagsräume einer Firma namens Sylvan Information Systems eindringen und das Manuskript eines elfischen Schreiberlings namens Ehran stehlen. Danach sollte noch ein kleines Virus in deren Computersystem eingeschleust werden und - schwupps - wären wir wieder draußen.
Ein schneller Job, bei dem zehn Riesen für jeden von uns rausspringen sollten. Morlock würde noch zwei drauflegen, damit wir unsere Finger von den sonstigen Daten der Firma ließen. Das klang mehr als fair.

Und jetzt standen wir hier in Bellevue vor dem Zaun, der den Park, in dessen Zentrum das Verlagsgebäude lag, umgab. Drei Meter hoch und vor Elektrizität knisternd.
"Cloud, du meintest sowas wäre kein Problem!" Mir war etwas unbehaglich zumute angesichts der viel zu vielen Ampere, die schon Schlange zu stehen schienen, um eine kleine Rallye durch meinen Körper zu veranstalten.
"Momentchen, Silencio, das haben wir gleich." Cloud schien die Ruhe selbst.
Er legte eine Reihe von mit Drähten verbundenen Klammern am Zaun an und schnitt danach den Zaun mit einer kleinen Kabelschere einfach durch. Kein Stromschlag. Kein Alarm. Sehr gut!
Wir zwängten uns durch den schmalen Durchgang im Zaun, wobei Jack kurz hängenblieb, und überwanden die Distanz bis zum Gebäude ohne Aufsehen zu erregen.
"Und jetzt? Scheiße, wir hätten doch noch ein paar Infos einholen sollen!" Mir gefiel diese Augen-zu-und-durch-Methode immer noch nicht.
"Beruhig dich, Silencio. Morlock sagte, weitere Nachforschungen würden den Auftrag gefährden. Wir haben alles unter Kontrolle."
"Und ich hab diesmal auch ne Plempe dabei, also alles cool!" ergänzte Jack, während er beinahe andächtig seine Panther Sturmkanone streichelte.
Ich runzelte kurz die Stirn. Hier sollte niemand sein, außer einem Hausmeister und vielleicht ein paar Hunden, brauchte man da wirklich eine solche Flak?
"Wir sollten es durch den Lieferanteneingang probieren. Wenn ich mich richtig erinnere, ist der auf der Hinterseite des Gebäudes." Cloud hatte einen Blick auf den von Morlock gelieferten Grundriss geworfen und von vornherein ein Eindringen durch die Vordertür ausgeschlossen.
"Dann los! Und Jack, tu mir den Gefallen und versuch es leise zu halten." Ich warf einen Blick um die Ecke und stellte zufrieden fest, dass wir bisher unbemerkt geblieben waren. Jack schulterte seine Panther und zog die Axt, die uns schon bei den Orkbubis so gute Dienste geleistet hatte.
Wie Schatten huschten wir an der Hausmauer entlang, bis plötzlich der Wind drehte und Cloud auf eine der heruntergefallenen Walnüsse trat, die unter seinem Stiefel geräuschvoll ihr Dasein beendete.
Plötzlich kam Leben in die nächtliche Parkanlage mit ihren Walnuss-, Apfel- und Kirschbäumen. Von dem kleinen See her, der in der nordöstlichen Ecke angelegt worden war, drang ein unheimliches Heulen zu uns herüber und Jack ließ beinahe seine Axt fallen, während Cloud nahezu geräuschlos seine Cyberklingen ausfuhr. Ich zog meinen Predator, dann waren sie auch schon da: zwei tiefschwarze, fast schattengleiche Hunde mit rot leuchtenden Augen hetzten auf uns zu. Cloud ging in eine leicht gebeugte Kampfstellung, während Jack fast wie in Zeitlupe seine Axt hob, um sich den Biestern entgegen zu stellen. Meine Smartgunverbindung meldete eine hohe Wahrscheinlichkeit, die beiden Biester zu erledigen, ohne meinen beiden Chummern, die sich zwischen mir und den tierischen Angreifern positioniert hatten, Löcher in den Leib zu stanzen.
Cloud tauchte unter dem ihn anspringenden Vieh weg und brachte sich in Angriffsposition, während Jack, der sich immer noch bewegte, als würde er durch Gelee gehen, von dem anderen zu Boden geworfen worden wäre, wäre er nicht ein wahrer Koloß von einem Troll gewesen. Das Tier prallte von ihm ab, als wäre es gegen eine Mauer gelaufen und fand ein schnelles Ende, als die Wallacher meines Chummers sein Rückgrat durchtrennte. Cloud umtanzte mit blitzenden Klingen seinen Gegner, als ein erneutes Heulen mir fast das Blut in den Adern gefrieren und Cloud offensichtlich ebenfalls nicht unbeeindruckt ließ. Eben noch mit einer Geschwindigkeit, die die Cyberklingen verschwimmen ließ, unterwegs, wurde er plötzlich zögerlich und zum Opfer des Barghests. Als habe dieser nur auf die veränderte Situation gewartet, schoß er hervor und versenkte seine lumineszierenden Zähne in den Nackenbereich des Elfen. Mir blieb keine Wahl. Zwei schnelle Schüsse aus dem Predator beendeten sein Leben, während Jack sich des dritten Angreifers annahm, indem er das springende Tier wie einen Apfel vom Baum aus der Luft pflückte und dessen Schädel in seiner riesigen Pranke in Hundskopfsülze verwandelte.
"Verfraggter Drek! Cloud?" Ich klatschte ihm eins meiner Antidot-Patches auf die blutende Bisswunde. "Wie lange ist deine letzte Impfung her?"
Die Cyberaugen meines Chummers vermittelten keine Emotionen, aber sein Gesicht sprach Bände.
"Impfung? Was soll der Drek? Wir sind in Seattle, nicht in Mittelamerika! Ich kipp' nachher nen Brandy drüber und gut ist's. Mach nicht so'n Gescheiß wegen ner Fleischwunde!"
Jack, der sich zu einem der Barghests heruntergebeugt hatte und dessen Gebiss in Augenschein nahm, schien nicht ganz so zuversichtlich.
"Ich hab gehört, dass Leuchten der Zähne kommt von irgendwelchen Bakterien in ihrem Sabber. Nicht, dass du dich in nen Glühwürmchen verwandelst, sowas ist echt schlecht fürs Geschäft in den Schatten."
"Fuck you, Trog!", zischte der sichtlich gereizte Elf.
Jeder andere hätte für solch einen Spruch mit zwei bis vier Schneidezähnen bezahlt, bei Cloud ließ Jack das aber durchgehen.
"Kein Trouble jetzt! Cloudie, wie siehts aus? Abbruch?" Jack sah wirklich fast rührend besorgt aus.
"No way!", gab Cloud erbost zurück. "Ich lass mich doch nicht als Hundeknochen benutzen und marschiere dann hier ohne Beute raus!"
Jack zuckte mit den Schultern und zeigte den erhobenen Daumen.

Das Verlagsgebäude war menschenleer und weder das Heulen der Barghests, noch die beiden Schüsse aus meinem Predator schienen irgendwen in Alarm versetzt zu haben. Dennoch drängte ich zur Eile. Nachdem Cloud im dritten Anlauf das Schloss der Laderampe geknackt hatte, waren wir durch Lager- und Empfangshalle zu Treppen gelangt, die uns in den ersten Stock und damit zu den Büros der hochrangigen Schlipse geführt hatten.
"Laßt uns beim Big Boss anfangen.", schlug Jack vor und trat die Tür eines gewissen Malachi Morgan auf, der laut Türschild "Präsident und Geschäftsführer von Sylvan Information Systems" war.
Ich zuckte ob des erzeugten Lärms zusammen. "Hey, die Dinger haben Klinken, damit man sie öffnen kann. Hat dir das noch keiner gesagt?"
"Hähä, klar, aber schau dir die doch mal an, da kann ein Troll wie ich nun echt nix mit anfangen." Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich die Klinke, die Jack mit zwei Fingern aus den Trümmern der Tür barg, in seiner Hand erblickte.
Ich konzentrierte mich wieder auf unsere Mission. "Okay, wir suchen ein handschriftliches Manuskript. Irgendwelche Ideen?"
"Ich würd's mal hier probieren." Cloud hatte ein verschiebbares Wandpanel gefunden, hinter dem sich ein altmodischer Safe befand. "Aber mit Elektronik kommen wir da nicht weiter. Die stammen eindeutig noch aus dem letzten Jahrhundert. Sehen ziemlich stabil aus. Wieviel Sprengstoff hast du bei dir, Silencio?"
Ich sah mir den in die Wand eingelassenen Safe an. "Hmm, ich denke ich krieg das Ding auf. Aber was mit dem Inhalt passiert, kann ich nicht sagen. Wenn da echt das Manuskript drin ist, könnte es Schaden nehmen."
"Jetzt mach hier nicht den Schwarzseher. Besser probieren als ohne Beute gehen", meinte Jack, während er mit roher Muskelkraft formidabel erfolglos versuchte, den Safe aus der Wand zu reißen.
"Jepp, du hast Recht", nickte ich zustimmend, "aber hör jetzt auf mit diesen Kindereien. Cloud, meinst du, wir können das Virus über den Rechner hier ins System einschleusen?"
"Ich denke, das ist kein Prob", entgegnete der Elf, der es sich bereits im Sitzmöbel von Malachi bequem gemacht hatte. Vielleicht war seine Verletzung doch schlimmer, als er zuzugeben bereit war. Ich sah jedenfalls mit Beunruhigung, dass er weiter Blut verlor.
"Dann machen wir uns mal ans Werk." Ich schätzte die Dicke der Safewände und bastelte mit dem mitgebrachten C4 eine handliche kleine Ladung, die ich mit einem Funkzünder versehen plazierte. Cloud hatte unterdessen das Virus ins System injiziert.
"Ich gehe davon aus, dass wir nach der Explosion Besuch bekommen werden", schärfte ich meinen Mitstreitern ein. "Die mittlere Reaktionszeit dürfte hier in Bellevue deutlich unter der in Tacoma liegen, also keine groß angelegten Aktionen mehr danach. Ich will 90 Sekunden nach der Explosion hier raus sein. Mit oder ohne Beute!"
Wir zogen uns in den gemeinsamen Vorraum der Büros zurück, und ich drückte den Zünder.
KAA-WUMM!!!
Cloud, der dank seiner Cyberaugen am wenigsten durch den sich nur langsam legenden Staub im Büro in seiner Sicht eingeschränkt war, eilte zum Safe und begann zu jubilieren.
"Jungs, Jackpot!!! Hier sind beglaubigte Sticks drin....ich fass es nicht, bestimmt 'ne halbe Million!"
Ich hatte mit dem Zünder den Countdown 90 Sekunden gesetzt, und meine Uhr würde mich 30 Sekunden vor Ablauf erinnern. Ich versuchte den Staub zu ignorieren und gelangte zu Cloud, während Jack an der Türschwelle stehenblieb und nach Ärger Ausschau hielt.
"Super, irgendwelche Spuren von dem Manuskript?" Ein erster Blick ließ mich neben den Sticks einige lose Ausdrucke und ein paar Chips entdecken, aber nichts, was nach einem handgeschriebenen Manuskript aussah.
Cloud, der jeden Stick kurz begutachtete, bevor er ihn in seinen Taschen verschwinden liess, warf einen Blick in den offenstehenden Safe. "Nö, nix zu finden.....Moment, dass hier sieht wie eine ... oooh ... Inventar- und Codeliste aus." Seine Miene erhellte sich deutlich. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er Malachis Büro und öffnete die Tür mit der Aufschrift "Sylvia Green, 3.Herausgeberin". Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Chronometer (noch 63 Sekunden), dann folgte ich ihm.
Cloud öffnete einen dem ersten Safe nicht unähnlichen zweiten, allerdings unter Zuhilfenahme der notierten Codes, griff triumphierend hinein und holte ein offensichtlich handschriftlich verfasstes Manuskript mit dem Titel "Mankind Revealed" hervor. Ich warf einen kurzen Blick hinein und stellte fest, dass dieser Ehran eine widerliche Sauklaue hatte, das Manuskript aber in Englisch und nicht in dieser angeblich uralten Elfensprache Sperethiel verfasst war. Wir hatten alles, was wir wollten.
"Rückzug!", befahl ich daher.
"Aber Silencio", nörgelte Cloud, "wir könnten hier noch dick absahnen!"
Da meldete mein Chronometer die letzten 30 Sekunden. Ich hob nur andeutungsweise das Handgelenk und der Elf verstand meinen Einwand.
"Okay, dann raus hier, mein Nacken bringt mich sonst noch um!", Cloud legte eine Hand auf die blutende Stelle und grinste breit.

Timecode (05-07-2053 / 23:30:00)

Diesmal sahen wir keine Orkbubis, als wir Mr. Morlock am folgenden Abend im Laubenstein Plaza besuchten. Wie verabredet erhielten wir pro Person 12 Riesen. Auch wenn einiges davon für die Rechnung von Dr.Pille, einem Kumpel von mir, der als Strassendoc arbeitete, für die Versorgung von Clouds schwerer Verletzung drauf gehen würde, hatten wir mit den rund 500.000NY in Sticks einen mehr als ordentlichen Profit gemacht.
"Und sie haben wirklich sicher alle anderen Dateien unberührt gelassen?", wollte Mr. Morlock abermals versichert bekommen, als er uns auf einen Drink einlud.
"Klar, Mr. Morlock! Sie haben Profis gebucht und sie haben Profis bekommen." Meine beste Profimiene rundete die schönen Worte elegant ab.
"Naja, Silencio, auf den Sticks sind ja irgendwie auch Dateien, nichwah?", erinnerte mich unser trollisches Genie im zielsicher unpassendsten Moment an seine rudimentären Kenntnisse in Datentechnologie.
In diesem Moment hätte ich Jack mit einem Teelöffel erschlagen können. Mr. Morlock's Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an.
"Wenn wir es ... ähm ... genau nehmen, konnte mein Chummer Cloud die Finger nicht von einigen beglaubigten Credsticks lassen." Ich hielt innerlich den Atem an, gespannt, wie Morlock reagieren würde.
"Ach, es handelt sich nur um Geld?" Unser Gegenüber zeigte einen leisen Anflug von Erleichterung. "Behalten Sie es! Sie haben gute Arbeit geleistet."

Hass

Timecode (28-07-2053 / 21:30:00)

Nachdem Cloud seine Verletzung auskuriert hatte, wollten wir es uns einige Zeit gut gehen lassen, gleichzeitig aber nicht den Eindruck erwecken wir wären "satt", denn nichts bringt einen in den Schatten schneller aus dem Biz. Als mich der Anruf einer gewissen "Charlie" erreichte, blieb uns also nichts anderes übrig, als der Aufforderung zu einem "Geschäftsessen" im Takuri nachzukommen. Wie warfen uns in unser nobelstes Oufit und trafen pünktlich zu unserem Termin im Takuri ein.
Ein hochgewachsener Japaner in einem traditionellen Kimono begrüßte uns, und ich war mehr als glücklich, Jack davon überzeugt zu haben, auf Bewaffnung zu verzichten. Wie vereinbart fragten wir nach "Charlie" und wurden in einen kleinen Nebenraum geführt. Hier erwarteten uns neben Charlie, deren Alter ich auf Ende 30 schätzte - wobei ich mir bei Menschenfrauen da nie so ganz sicher war - ein Typ namens Wyrd, den ich als "Messerklaue" mit einiger Erfahrung kategorisierte und ein Jungspund names Trey, der sich offensichtlich etwas unbehaglich fühlte und beinahe minütlich möglichst unauffällig die Existenz seiner Streetline Special im Schulterhalfter überprüfte.
Nachdem die Vorstellungsrunde absolviert war, in der "Charlie" sich als Charlie Tarrow vorstellte, kamen wir nicht wie von mir erwartet sofort zum Geschäft, sondern zu einem wirklich hervorragendem Abendessen, das keinerlei Wünsche offenließ, sofern man auf asiatische Küche steht. Während Jack sich einen Spaß daraus machte, die nach dem Essen servierten Glückskekse in seine Taschen verschwinden zu lassen, schickte Charlie Trey vor die Tür, um Wache zu stehen und kam endlich zum Grund unseres Treffens.
Ein Seattler Policlub namens Para Nobilis Gesellschaft hatte wohl ein wenig über die Stränge geschlagen und eine Reihe von Elfen mit archaischen Waffen wie Schwerten und Bögen in die Ewigen Jagdgründe geschickt. Charlie zeigte uns eine Reihe von Fotografien (die noch ganz ohne Elektronik gemacht worden waren), auf denen einige der Opfer zu sehen waren. Cloud warf einen kritischen Blick auf die Fotos und kam schließlich zu der Einsicht, dass sie wohl nicht manipuliert worden waren.
"Mein Klient möchte, dass diese Gruppe von der Bildfläche verschwindet und ist bereit, hierfür 20.000NY zu zahlen. Wie Sie dies im Einzelnen erreichen, bleibt ihnen überlassen, allerdings gibt es bei diesem Auftrag einige Boni."
Cloud wurde hellhörig. Boni für das Verschwinden von Elfenmördern waren eigentlich nicht notwendig, würden aber natürlich gern mitgenommen werden.
"Zum Einen bietet mein Klient für die linke Ohrspitze jedes der sechs Führungsmitglieder der PNG 3.000NY, zum Anderen sollen sie dem Anführer der PNG, einem Kerl namens Xeric, diesen", sie zog einen versiegelten Umschlag hervor, "Umschlag in den Schoß legen. Wie sie sich vielleicht denken können, interessiert sich mein Klient nicht im Geringsten für den Zustand der PNG, solange die sechs Führungsmitglieder niedergeschossen, die sechs Ohrenspitzen eingesammelt und der Umschlag abgeliefert wird. Wie siehts aus, Alsobs?".
Ich überschlug im Geiste schnell die Gesamtsumme. 20 Riesen plus zweieinhalb für das Abliefern des Umschlags, plus 18 Riesen für sechs Ohrspitzen. Kein schlechter Deal für einen Abend Arbeit, aber was meinte Charlie mit "Alsobs"?
"Wir machen den Job!" kam von Cloud, noch ehe ich meine Überlegungen zuende geführt hatte. Damit gab es kein Zurück mehr.
"Das freut mich zu hören. Ich bin autorisiert, ihnen 5.000NY als Vorschuß am heutigen Abend auszuzahlen. Den Rest plus die eventuellen Boni erhalten sie nach Abschluss des Auftrages.".
Was blieb mir anderes übrig als den Deal zu akzeptieren. Wir erhielten unseren Vorschuß und wurden verabschiedet, ohne dass ich erklärt bekam, was Charlie mit "Alsobs" gemeint haben könnte. Irgendwie klang es für mich nach einer Beleidigung, aber wieso sollte ein Johnson uns engagieren und gleichzeitig beleidigen?

Timecode (29-07-2053 / 00:45:00)

Wir hatten beschlossen, diesmal ein wenig Beinarbeit zu leisten, bevor wir uns unserem Ziel näherten, also trennten wir uns, um unsere Connections abzugrasen. Als wir uns schließlich wieder trafen, waren wir nicht viel schlauer als zuvor.
Die PNG hatte wohl ein wenig Rückendeckung durch einige Konzerne, aber es war leider nicht herauszufinden, welche. Auf der Strasse gab es nur zwei Gruppen, die sich mit der PNG anlegen würden. Ein anderer Policlub namens Young Elven Technologists und ein kleines Medienbüro mit dem Namen Sceptre Productions, welches vor einigen Monaten ein Kamerateam verloren hatte.
In der politischen Datenbank Seattles fand sich ein kurzer Eintrag zur PNG. Diesem konnten wir die Namen der Führungsriege entnehmen: Xeric, Allair, Ehrendahl, Thiran und Blaine Deathedge. Daneben fand sich die Adresse ihres Hauptquartiers.
Jack berichtete noch, dass eine seiner Connections meinte, zur Führungsriege würde eine Magierin namens Fierelle gehören, die den Spleen habe, sich stets mit Rot zu umgeben. Damit hatten wir also unsere sechs primären Ziele.
Cloud kam auf die Idee auch nach den YET zu suchen und wir erfuhren, daß dieser Policlub sich wohl diametral zur Elfen-zurück-zur-Natur-Philosophie der PNG positioniert hatte und durch den elfischen Autoren und Soziologen Ehran unterstützt wurde.
"Vielleicht sollten wir uns das Ganze mal aus der Nähe angucken", meinte Jack, der offensichtlich für Planung und strukturiertes Vorgehen wenig übrig hatte.
"Wir können zumindest das Hauptquartier mal in Augenschein nehmen, vielleicht ergibt sich irgendwas", stimmte Cloud dem Troll zu.
"Okay, in Augenschein nehmen! Keine unüberlegten Aktionen, bitte. Wir fahren da hin und schauen uns die Sache an und, nein, Jack du darfst deine Panther nicht mitnehmen!" Ich würde ihn nur schwer davon abhalten können, das HQ zu stürmen, sollte er auf diese Idee kommen und ausreichend bewaffnet sein. Wehret den Anfängen, nicht wahr?

Timecode (29-07-2053 / 01:30:00)

Wir erreichten Downtown und ich parkte meinen GMC Bulldog nahe des ehemaligen Feuerwehrhauses, das unseren Informationen zufolge den PNGlern als Hauptqaurtier diente. Ein gutes Dutzend Motorräder war hinter dem Gebäude geparkt, bewacht von einer einsamen Hohlbirne, dessen glimmende Kippenspitze ziemlich genau den Aufenthaltsort seines Kopfes verriet.
"Ich dreh mal schnell ne Runde", erklärte Cloud und war aus dem Bulldog heraus, ehe ich noch Einwände erheben konnte.
"Wieso darf Cloud raus und ich muss hier mit dir in dieser stinkigen Karre hocken?" Jack war heute wieder nörgelig.
"Hey, du kannst gern nach Hause laufen, wenn mein Bulldog nicht fein genug für dich ist!" Wenn ich etwas wirklich nicht leiden konnte, dann Kritik an meiner Ausrüstung.
"Is' ja schon gut, aber ein bischen Bewegung würde mir echt gut tun", brummte der Troll relativ leise.
"Jepp, und ne Dusche hinterher würde dir auch nicht schaden. Du kriegst noch deinen Einsatz, mach dir mal keine Sorgen." Ich machte es mir wieder im Sitz bequem und versuchte vergeblich, möglichst lässig den Rückspiegel im Auge zu behalten.
Cloud erschien kurz darauf wieder am Seitenfenster und ich hätte ihn beinahe weggeblasen, so angespannt war ich. Hier im Schatten der Renraku-Arkologie war jederzeit mit dem Auftauchen von Sicherheitspersonal der Japsen zu rechnen und irgendwie behagte mir das gar nicht.
"Alles easy, Jungs! Da läuft noch ein zweiter von den Typen draußen rum, aber sonst habe ich keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gesehen. Ich bin dafür, dass wir uns ausrüsten, wieder herkommen und den Job erledigen. Je schneller wir arbeiten, umso schneller werden wir bezahlt."
Zumindest letzteres ließ sich nicht von der Hand weisen, und ich war geneigt, Clouds Idee des schnellen und unkomplizierten Zugriffs aufzugreifen, als plötzlich das Geräusch schwerer Stiefel auf nassem Asphalt zu uns herüberdrang. Cloud wirbelte herum. Ich folgte seinem Blick und sah aus einer der Nebenstraßen einen in urbanes Tarnmuster gekleideten Ork ziemlich genau auf unsere Position zulaufen.
"What the fuck!?", sprach ich aus, was mir durch den Kopf ging.
Dem Ork schien auch gerade aufzugehen, in welcher Situation er sich befand, den er verlangsamte seinen Schritt und hielt die leeren Hände deutlich vom Körper weg.
"Was'n los?", kam von hinten und ich deutete Jack mit einer Handbewegung, sich still zu verhalten.
Der Ork hatte sich bis auf drei Meter meinem Bulldog genähert und Cloud wirkte wie eine aufgespannte Schnappfalle, bereit, seine Cyberklingen in Kopf und Oberkörper des Unbekannten zu versenken.
"Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich, aber ihr kommt mir wie gerufen", eröffenete der Ork seine Ansprache, die aller Wahrscheinlichkeit nach über sein Weiterleben entscheiden würde. Cloud entspannte sich in keinster Weise. Jack schien sich an meine Weisung zu halten und gab keinen Ton von sich.
"Wie könnten wir dir denn weiterhelfen, Fremder?", versuchte ich möglichst lässig von mir zu geben, um die angespannte Situation nicht eskalieren zu lassen.
"Ich müsste einfach nur echt schnell hier weg und ihr seht auch nicht so aus, als gehörtet ihr hier hin!"
"Verpiß dich und such dir ein Taxi!", knurrte Cloud.
"Wer ist hinter dir her?", wollte ich wissen. Immerhin wäre eine solche Zusatzinfo entscheidend für die Übereinstimmung mit unseren Allgemeinen Beförderungsbedingungen oder zumindest der Höhe des zu entrichtenden Fahrpreises.
"Niemand, und das soll auch so bleiben. Hier sind 2000 NY, und ihr könnt mich John Doe nennen. Wie siehts aus?"
Die Situation schien mir so absurd, dass es unmöglich eine Falle sein konnte, zumal niemand wusste, dass wir hier waren. Also gab ich mir innerlich einen Ruck und machte mental einen Haken hinter "Jeden Tag eine gute Tat".
"Cloud?"
"Ich mag ihn nicht," zischte der noch immer sehr kampfbereite Elf. "Der stinkt nach Kon, aber es ist deine Karre."
Ein Blick über die Schulter zeigte mir Jacks breites Grinsen und seinen erhobenen Daumen.
"Dann steig mal ein, Mr. John Doe. Wir wollen hier nicht ewig bleiben.".

Timecode (29-07-2053 / 02:30:00)

Wir hatten John Doe aus Downtown mit nach Tacoma genommen und uns in einer Kneipe, die wir sonst nicht aufsuchten, niedergelassen. Er erzählte eine Geschichte von Metamenschenverachtung und Rassismus innerhalb des Renraku-Konzerns, der seine Heimat gewesen war, bis er vor wenigen Stunden seinen Tod inszeniert hatte, um dem Konzernleben den Rücken zu kehren und in die Schatten Seattles einzutauchen. Mit allem, was das so bedeutete, inklusive eines neuen, nicht ganz so legalen Jobs.
Seine Geschichte klang insgesamt glaubhaft und Jack hatte ihn eh gleich ins Herz geschlossen. Cloud blieb noch einige Zeit kritisch, musste aber nach kurzer Fachsimpelei zugeben, das JDs Elektronikkenntnisse seine eigenen weit übertrafen. Nachdem wir ihn für eine Nacht in einem Sarghotel untergebracht hatten, hielten wir zu dritt Kriegsrat und beschlossen kurzerhand, da wir sowieso vor hatten unser Team zu erweitern, ihn am Überfall auf die PNG als eine Art Bewerbungsrun zu beteiligen.

Timecode (29-07-2053 / 16:30:00)

Nachdem wir JD von unserem Plan, die PNG anzugreifen und unseren bisherigen Vorbereitungen (die ihn nicht sonderlich zu beeindrucken schienen) berichtet hatten, schlug er vor, zumindest zu versuchen, an Daten über das Feuerwehrhaus zu gelangen. Also machten Cloud und ich uns auf zum Katasteramt, wo es Unterlagen über alle städtischen Gebäude geben sollte.
Nach einigen Belehrungen darüber, dass wir keinerlei Vollmachten hätten, irgendwelche Daten abzufragen und dass die Shiawase Corporation als jetziger Betreiber des Katasteramtes keinerlei Informationen an Unbefugte herausrücken würde, gelangten wir schließlich an eine freundliche blonde Elfin, die Clouds Charme erlag und uns den Hinweis gab, dass, wenn überhaupt jemand Informationen über das betreffende Gebäude hätte, eine gewisse Harriet Taylor im Archiv darüber verfügen würde.
Wie sich herausstellte, war das Archiv ein Kellerraum von ca. 150*40 Metern Größe, in dem sich die Akten in bis zu 5m hohen Regalen türmten. Und ja, ich meine Akten aus Papier, ziemlich unsortiert, ohne Suchfunktion, brennbar und allgemein so praktisch wie ein halber Tanker. Verwaltet wurde dieser Alptraum aus totem Wald von einer kleinen Lady Mitte 60.
Glücklicherweise zeigte sich diese mehr als erfreut von unserem Besuch in ihrem Refugium und war nach ein wenig Smalltalk nur zu bereit, uns die gewünschten Grundrisse herauszusuchen. Wie sich logischerweise darstellte, war dies jedoch keine Frage von Millisekunden, wie man es bei einem vernünftigen Datenbanksystem heutiger Zeit erwarten dürfte, sondern dauerte geschlagene zwei Stunden, in denen sie uns kiloweise Akten hin- und herschleppen ließ. Letztlich bekamen wir aber, was wir wollten und verabschiedeten uns mit dem Versprechen, Harriet bald wieder zu besuchen. Mit dem Grundriss, der bestimmt noch aus dem vorherigen Jahrtausend stammte, hatten wir nun alles, was wir für unseren nächtlichen Überraschungsbesuch brauchten.

Timecode (30-07-2053 / 03:00:00)

Wir wollten schnell und gnadenlos zuschlagen, die möglicherweise durch ein Feuergefecht herbeigerufenen Sicherheitskräfte wurden von uns als das größte Risiko angesehen. Zeit war also wieder einmal der limitierende Faktor.
Ich "parkte" meinen Bulldog mit quietschenden Reifen im Hof der PNG. Jack war aus der Tür und in Richtung des Wächters unterwegs, ehe der Wagen richtig zum Stehen gekommen war. Der Wächter kam noch dazu seine Kippe aus dem Mundwinkel fallen zu lassen, dann traf ihn Jacks Rechte und er ging still zu Boden.
Cloud und JD folgten Jack und ich sprang ebenfalls aus dem Wagen, den schallgedämpften Predator im Anschlag.
RUMMS!!!
Jack trat die Tür zum Hauptquartier ein und marschierte durch den Regen aus Splittern ins Innere des Gebäudes. JD folgte ihm, während Cloud die Rückendeckung übernahm. Ich erreichte die Eingangstür und bemerkte, dass meine beiden Chummer offensichtlich an zwei Türen vorbeigerannt waren. Ich öffnete die erste und überraschte einen PNGler unter der Dusche. Zwei schnelle Schüsse und er war Geschichte. Von weiter vorn hörte ich das Geräusch, das Jacks Axt gewöhnlich erzeugt, wenn sie durch schwach geschütztes Gewebe fährt.
Vor der zweiten Tür entdeckte ich den bewusstlosen Körper einer weiteren PNG-Wache. Sein Gesicht berichtete von einem Zusammenstoß mit Jacks Fäusten. Ich öffnete die zweite Tür und erblickte ein völlig in Rot gehaltenes Zimmer. Eine Frau, völlig in Rot gekleidet, hob abwehrend die Hände. Das musste die Magierin sein! Ich nahm mir einen Moment, um den Schuss sicher ins Ziel zu bringen, "KILL THE MAGE FIRST!", hallte es durch meinen Schädel und drückte ab.
Eine Salve aus einer MP zwang mich in Deckung. Verdammte Kacke! Wo waren eigentlich Jack und JD?
Das Geräusch der fliegenden Wallacher beantwortete meine Frage. Blaine Deathedge verlor seinen rechten Unterarm, als sie ihr Ziel fand. Ich schoß ihm in den linken und schaltete ihn damit aus.
Zwei von sechs erledigt.
Ich schaute den Flur hinunter, während Jack seine Axt wieder an sich nahm. Eine Treppe führte entsprechend dem Grundriss ins Obergeschoß. JD war an dieser bereits vorbei und schien ein kleines Mädchen entdeckt zu haben. Von oben hörte ich schnelle Schritte. Cloud rückte auf, behielt aber den Eingang im Auge. Zwei MPs bellten uns von der Treppe entgegen. Jack warf sich in Blaines Zimmer in Deckung. Die zweite traf JD in den Rücken. Kein Stellungskampf jetzt!
Aus Blaines Zimmer kam eine Granate geflogen. Ich zog mich ins rote Zimmer zurück.
KA-WUMMS!!!
Die beiden MP-Schützen taumelten desorientiert die Treppe herunter. Jack erschien grinsend aus Blaines Zimmer.
"Bist du irre? Granaten im Treppenhaus?", fuhr ich Jack an.
"Mach halblang! Waren nur Stun-Granatos, alles halb so wild." Dem Troll schien das Kegeln mit Explosivkörpern richtig Spaß zu machen.
"Hey Jungs, mich hat's schwer erwischt!", stöhnte JD in unsere Richtung.
Ich sicherte die Treppe nach oben, während Jack einen Blick auf die Verletzung von JD warf.
"Alter, das is' voll durchgegangen! Ich hab dir gleich gesagt: Sicherheitsmantel is' Scheiße!", Jack hatte einen besorgten Unterton, konnte sich die Ermahnung aber nicht verkneifen.
"Was habt ihr mit der roten Frau gemacht?" Das kleine Mädchen, das dank JDs Einsatz schadlos aus der Sache herausgekommen war, meldete sich zu Wort.
"Können wir das alles später klären? JD, Jack, wie siehts aus?", mischte ich mich ein.
Cloud erschien auf der Bildfläche. "Laßt mal, ich kümmere mich um unseren Rookie hier und Jack und du mischen das Obergeschoß auf!"
Manchmal fragte ich mich, wer die Führung in unserem Team inne hatte. Das war so ein Moment.
Oben angelangt setzte Jack mittels zweier weiterer Granaten, die er aus dem persönlichen Vorrat von Blaine entwendet hatte, ein halbes Dutzend PNGler außer Gefecht, bevor wir auf Aaron Mitchell aka "Der verrückte Xeric" trafen. Ein gezielter Schlag von Jack auf den Kopf des Anführers, der dabei bedenklich knackte, setzte ihn außer Gefecht.
Drei von sechs erledigt.
Ich legte ihm noch den von Umschlag, den wir von Charlie erhalten hatten, in den Schoß, als eine Tür aufging und ein in einen schwarzen Umhang gekleideter, fast kahlköpfiger, spitzohriger Mensch den Raum betrat.
"Kniet nieder vor dem großen und mächtigen Magier des Todes!", donnerte er uns eine unangemessen großspurige und langatmige Ansprache entgegen.
Jack glotzte so verdutzt, dass ich nicht anders konnte und lauthals loslachte.
"Ein einziger Blick vermag alles Leben aus euch entfleuchen zu lassen. Kniet nieder, Unwürdige!" Hatte ich bereits "großspurig" erwähnt? Jetzt hatte Jack genug. Ein Frontalzusammenstoß mit seiner Faust verwandelte das Gesicht des "Magier des Todes" aka Allair in einen Todesacker.
Vier von sechs erledigt.
Wir machten kehrt und hörten Pistolenschüsse von unten.
Cloud hatte, nachdem er JD und das Mädchen aus dem Gebäude gebracht hatte, Position am Eingang des Hauptversammlungsraums der PNG bezogen, aus dem nun auf ihn gefeuert wurde. Als er bemerkte, dass wir zu ihm aufschlossen, war er das in Deckung gehen leid, richtete sich auf und hielt sein LMG in den Raum. Wenige kurze Salven ließen die Gegenwehr erlöschen. Wir stürmten den Raum, als ein blendend heller Blitz uns die Orientierung nahm.
Schritte. Zwei kurze Salven aus einem LMG. Dann legte sich Clouds Hand auf meine Schulter.
"Alles klar bei euch? Die Jungs haben nicht mit meiner Blitzlichtkompensation gerechnet."
Während Jack und ich von der Blendgranate voll erwischt worden waren, hatten Clouds Cyberaugen fast alles kompensiert und ihm erlaubt, die letzten beiden Führungsmitglieder der PNG auszuschalten.
Langsam kehrte meine Sehfähigkeit zurück. Ein Blick auf die Uhr. 78 Sekunden seit Eindringen in das Gebäude. Sehr gut! Wir schnitten den entthronten Führungsmitgliedern noch ihre falschen Ohrenspitzen ab und machten, dass wir davon kamen.

Timecode (30-07-2053 / 04:15:00)

Nachdem wir John Doe bei meinem Strassendoc vorbeigebracht hatten, trafen wir uns mit Charlie, unserer Auftraggeberin, und erhielten wie vereinbart die restliche Kohle inklusive aller Boni. Interessanterweise hatte sie uns bei dem direkt im Anschluss an unseren Run geführten Telefonat darum gebeten, die Ohren zu kühlen und war nun mehr als erfreut zu sehen, dass wir ihrer Bitte nachgekommen waren. Ich konnte mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, welche weitere Verwendung man für abgeschnittene, künstliche Ohrspitzen haben könnte, sollte es aber bald erfahren.

Quellen

Die geschilderten Geschehnisse beruhen auf den Erlebnissen der SC-Gruppe von Benutzer Goronagee. Neben den oben genannten Romanen und Abenteuern fanden folgende Sourcebooks Verwendung:

Liste der Sourcebooks: