Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 6
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Bei den folgenden Texten handelt es sich um das Tagebuch des Runners Silencio, aus dem später die Aufzeichnungen des Teams Bulletproof wurden, welches schließlich den Orden der Lichtträger neu gründete.
Jedes initiierte Mitglied der Lichtträger erhält ein Exemplar dieser Aufzeichnungen unter der Auflage es nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, dennoch erschienen Ende 2075 erste Teile der Aufzeichnungen in verschiedenen Data Havens. Ob es sich um Verrat oder eine Art von Rekrutierungsflyer der Lichtträger handelt ist bislang unbekannt.
Der aktuelle Stand der Veröffentlichung hier, entspricht dem Stand der Veröffentlichung ingame vom 15.10.2076.
Bisher erschienene Kapitel:
- Memoiren eines Lichtträgers - Harlekin-Kampagne und ein wenig mehr
- Memoiren eines Lichtträgers / A Killing Glare / Das Urban Brawl Massaker und lauter lose Enden - Fortsetzung der Storyline mit dem Abenteuer A Killing Glare
- Memoiren eines Lichtträgers / Eye Witness / Menschen, Ghule und Geister - Fortsetzung der Storyline mit dem Abenteuer Eye Witness
- Memoiren eines Lichtträgers / Bruderschaft? Nein, danke... - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Postraub 2.0 - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Der Preis des Runs / Wissen macht frei / ... and never ever deal with Dragons - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Urbane Prädatoren - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Drachenjagd / Neue Liga, neue Regeln - Fortsetzung der Storyline mit dem Abenteuer "Drachenjagd"
- Memoiren eines Lichtträgers / Unschärfe Part 1 und 2 / Ist die Katze aus dem Haus ... tanzen die Mäuse auf dem Tisch - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Pfui Spinne, Part 1 - 4 - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 0 - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Abseits des Weges - Part 1 - 3 - Fortsetzung der Storyline
- Memoiren eines Lichtträgers / Flaschendämon - Part 1 - 3 - Fortsetzung der Storyline mit dem Abenteuer "Flaschendämon"
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 1 - Fortsetzung der Storyline mit dem ersten Abenteuer der Kampagne "Harlekins Rückkehr"
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 2 - Fortsetzung der Storyline mit dem zweiten Abenteuer der Kampagne "Harlekins Rückkehr"
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 3 - Fortsetzung der Storyline mit dem dritten Abenteuer der Kampagne "Harlekins Rückkehr"
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 4 - Fortsetzung der Storyline mit dem vierten Abenteuer der Kampagne "Harlekins Rückkehr"
- Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 5 - Fortsetzung der Storyline mit dem fünften Abenteuer der Kampagne "Harlekins Rückkehr"
Achtung Spoiler! SPOILERWARNUNG! Achtung Spoiler!
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Dieser Text kann Informationen enthalten durch die der "Genuss" folgender Romane und Abenteuer eingeschränkt wird:
Romane:
Abenteuer:
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Inhaltsverzeichnis
Der unmögliche Traum Teil 1 / Ein unmögliches Dorf
Timercode unbekannt
... more to come ...
Der unmögliche Traum Teil 2 / Der Architekt und sein Dorf
Timercode unbekannt
Deutlich in unserem Enthusiasmus gebremst, aber nicht gebrochen, erreichten wir geschätzt zwei Stunden später den Mittelpunkt des Dorfes, an dem sich eine Art Marktplatz befand.
An dessen Rand stand im Schein eines Lichtstrahls, der durch den baumartigen Turm fiel, welcher das Dorf beschattete, eine riesige, eingestürzte Kathedrale, auf deren Stufen eine einzelne Person saß.
Vorsichtig nahmen wir sie in Augenschein. Offenbar handelte es sich um einen älteren Elfen, der mit metallischen Dingen behangen zu sein schien.
Als wir uns näherten, erhob sich der Elf extrem langsam und bewegte sich in unsere Richtung, während er scheinbar versuchte, einen Gegenstand aus seinem Rücken zu ziehen.
Ich ging auf ihn zu, und er blieb knappe drei Meter vor mir stehen. Dachte ich zumindest. Tatsächlich schien er erstarrt. Ich umrundete ihn und stellte fest, daß in seinem Rücken eine Art Aufziehschlüssel steckte – wie bei einer mechanischen Spieluhr.
Ich warf meinen Chummern einen kurzen, fragenden Blick zu und drehte dann den Schlüssel.
Der Elf richtete sich auf und schaute mich an.
stotterte ich.
half leon mir aus.
korrigierte ich sie.
ergänzte Dust.
kam fast unverständlich von dem mechanischen Elfen.
wollte Dust wissen.
war die Antwort, die wir nicht erhofft hatten, aber bekamen.
hakte Dust nach.
mechanischer Elf (aka. Der Architekt.)
Ator entwich nur ein trockenes
wollte leon wissen.
antwortete der Elf.
wandte leon ein.
Der Architekt schien ehrlich überrascht von dieser Aussage.
leon
merkte ich an.
bat leon den Architekten.
Und das tat der Architekt. Er erzählte uns eine Geschichte von vor langer, langer Zeit:
Dieses Böse pflanzte den glücklichen und zufriedenen Dorfbewohnern den Gedanken ein, sie wären arm und würden wie Tiere in irgendwelchen schäbigen Baracken wohnen. Und das ihre Versorgerin eine Sklaventreiberin sei, die ihnen den einfachsten Komfort vorenthielt.
Als die Ältesten die Schlange aufforderten, ihnen zu zeigen, woran es ihnen mangelte, holte die Schlange einen schwarzen Sack voller seltsamer und wundervoller Schätze hervor.
Als die unschuldigen Augen der Leute die Besitztümer der Schlange sahen, verwandelten sich ihre Herzen in einen schwarzen Sumpf der Gier. Sie glaubten den Lügen der Schlange und wollten ebenfalls solche Schätze besitzen.
Der Architekt
An diesem Punkt bemerkte ich, daß Ators und leons Aufmerksamkeit nicht mehr dem Architekten galt, sondern sie offensichtlich darüber diskutierten, ob Ator eine bessere Chance im Kampf gegen den Wächter gehabt hätte. Ich pfiff beide kurz an, ihre Aufmerksamkeit wieder dem Architekten zu widmen. Es ist einfach ätzend, wenn die schnellste Person und die magisch leistungstärkste Person deines Teams nicht im Bilde sind und in einer fragilen Situation intuitiv – und damit oft falsch – handeln. Der Architekt machte eine kleine Pause und er schien von einer Traurigkeit übermannt, die es selbst uns schwierig machte, nicht mit ihm zu leiden. Dann setzte er seine Erzählung fort:
Nach drei langen Jahren harter und zermürbender Arbeit setzten die Dorfbewohner den letzten Stein in das außergewöhnlichste Gebäude, daß sie jemals gesehen hatten.
Aber die Wolken kreisten immernoch weit oberhalb der Turmspitze und niemand konnte irgendeinen Schatz erreichen. Anstatt den Architekten für sein Werk zu loben, verfluchten die Dorfbewohner ihn und wandten sich an den Vorarbeiter, die Schlange.
Der Turm wuchs höher und höher, aber nie hoch genug, um den Himmel zu erreichen. Der Turm wurde so groß, dass die Arbeiter begannen, in seinen oberen Stockwerken zu wohnen und ihre Häuser und die Versorgerin hinter sich zu lassen.
Irgendwann war es soweit, dass alle, außer dem Architekt und seiner Angebeteten, in einem selbstkonstruierten Gefängnis, dem Turm, wie Sklaven für die Schlange arbeiteten. Die junge Frau liebte den Architekten und konnte es nicht ertragen, was die Dorfbewohner dem Architekten angetan hatten und so blieb sie bei ihm, so lange sie konnte.
Als niemand außer ihnen beiden mehr übrig war, folgte sie ihren Leuten in den Turm und schwor, dabei ihr Bestes zu tun, um sie zurück zu bringen.
Der Architekt
Damit endete der Architekt seine Erzählung, und irgendwie schien es, als habe ihm die Erinnerung neuen Lebensmut geschenkt.
Wir versuchten, uns einen Reim auf diese Geschichte zu machen, die für den Architekten wahrscheinlich buchstäblich so abgelaufen war, wie er sie berichtet hatte, für uns aber Teil einer metaplanaren Queste war.
wollte Dust wissen.
meinte leon.
„Natürlich sind Schlange oder Wurm durchaus gebräuchlich bei der Umschreibung von Drachen. In diesem Fall sehe ich aber eher eine Verbindung zum christlichen Bild. Allein der Turmbau erinnert doch stark an den Turm von Babel. Und da wäre die Schlange der Verführer.“
Puppetmaster
warf Puppetmaster ein.
„Er hat sich ja schon gezeigt. Wir haben ihm eine Kugel in den Pelz gejagt.“
leon
bestärkte ihn leon.
fragte ich etwas begriffstutzig nach.
leon
meinte Dust.
unterbrach uns der Architekt.
anwortete Dust.
präzisierte ich.
machte der Architekt.
gab ich zynisch zurück.
versuchte leon, von uns abzulenken.
„Ich begrabe sie, unten im Turm. Mehr kann ich nicht für sie tun. Ihr werdet es sehen, wenn ihr zum Turm geht.“
Der Architekt
gestand der Architekt traurig ein.
wollte leon wissen.
Der Architekt
Ich warf einen Blick in Richtung der Turmspitze und fragte mich, ob sie mittlerweile die Wolken erreicht hatte.
leon
leon versuchte es offenbar auf die Mitleidstour.
meinte der Architekt, drehte sich um und ging zu einem Schuppen am Rand des Marktplatzes, aus dem er ein Schwert herausholte, und das er leon in die Hand drückte.
leon
zeigte sich leon wenig dankbar, nahm das Schwert aber an sich.
Ich verdrehte die Augen. leon wollte immer die Taube auf dem Dach.
Dust
fragte Dust nach.
Der Architekt
antwortete der Architekt.
leon war deutlich interessiert und der Architekt hatte nichts dagegen, wollte uns aber nicht in die Kirche begleiten. Also blieb Dust mit ihm draußen, während Puppetmaster, Ator, leon und ich ins Innere der zerfallenen Kathedrale traten.
Im Inneren präsentierte sich die Kathedrale in einem Wirrwarr von Abbildungen verschiedenster Religionen. Es schien, als habe jede uns bekannte Religion hier ihren eigenen kleinen Teil beigetragen.
leon bekreuzigte sich und ein Schwarm weißer Tauben stieg aus Richtung des Altars auf, um durch eines der beschädigten Buntglasfenster ins Freie zu fliegen.
Wir hielten auf den Altar zu und fanden auf seinen Stufen eine zertrümmerte Steinstatue, die offenbar ehemals eine lebensgroße Frau in einem Gewand mit verbundenen Augen dargestellt hatte. Es schien als sei sie vom Altar gestoßen worden und zersprungen. Statt ihr lagen nun eine Handvoll Pfefferminzbonbons, ein Pornomagazin, ein Stapel Goldmünzen und ein Ares Predator II, jeweils drapiert auf einem Samtkissen, auf dem Altar.
Ator griff ohne zu zögern nach den Pfefferminzbonbons, dem Pornomagazin und den Goldmünzen. leon checkte den Predator, der warm war, als wäre er vor kurzem mehrfach abgefeuert worden, und noch zehn Schuß im Magazin hatte.
Mir waren diese Objekte nicht geheuer und ich ließ meinen Blick durch die Halle schweifen. Neben dem Eingang entdeckte ich eine Reihe von gesichtslosen Masken an einer Art Garderobe und im Mittelgang bildete sich eine Windhose, die sich auf die Überreste der zersprungenen Statue zu bewegte. Als sie diese erreicht hatte, führte dies dazu, daß die Statue wieder zusammengesetzt wurde. Ich machte meine Chummer darauf aufmerksam, und wir nahmen Kampfhaltung an.
Die Statue begann von innen heraus zu leuchten, als würden die Bruchstücke miteinander verschweißt. Das Leuchten ließ nach, und die rekonstruierte Statue ging mit verbundenen Augen durch die Halle.
leon sprach sie an.
Die Statue wandte ihr kurz ihre verbundenen Augen zu, nur um sich dann demonstrativ wegzudrehen.
fragte leon, fast etwas gekränkt.
bekam sie eine wenig schmeichelhafte Antwort.
Das ließ sich leon nicht zwei mal sagen, sprintete zu den vorrätigen Masken, setzte eine von ihnen auf und sprach die Statue erneut an:
leon hielt der Statue den Predator vor die verbundenen Augen.
Ator griff sich ebenfalls eine der Masken und hielt der Statue das Pornomagazin hin.
versuchte ich, meine Chummer zu bremsen.
fragte leon.
Es folgten noch einige wenig informative Antworten auf unsere weiteren Fragen, bis die Statue schließlich den Altar erreichte, die Kissen herunterwischte, selbst auf den den Altar kletterte und erstarrte.
leon und Ator legten die Masken wieder ab, und wir beschlossen, die Kathedrale zu verlassen.
Draußen warteten Dust und der Architekt. Nach einem kurzen Bericht überreichte leon den Predator an Dust, die ihn dankbar annahm.
Sie war es auch, die vorschlug, jetzt die Abkürzung zu nehmen, die uns von dem blauen Typen im Trenchcoat angeboten worden war, da das sicherlich schneller gehen würde, als den Turm zu erklimmen.
Puppetmaster und leon waren ihrer Meinung, schließlich hatten wir nun einiges über unsere Aufgabe in diesem Teil der Queste erfahren und waren besser ausgerüstet. Ator und ich waren nicht ganz dieser Ansicht und ich war mir auch nicht ganz sicher, ob nicht der plötzliche Besitz einer modernen Feuerwaffe etwas mit Dusts Vorschlag zu tun hatte.
Wir einigten uns schließlich darauf, zumindest einmal den Turm und unsere Möglichkeiten ihn zu erklimmen, in Augenschein zu nehmen, bevor wir die Abkürzung nehmen würden.
Wir ließen den Architekten, der den Turm unter keinen Umständen betreten wollte an der Kathedrale zurück und machten uns auf den Weg.
Nach etwa vier Stunden Marsch durch das verlassene Dorf standen wir am Fuß des Turmes. Es war wirklich unglaublich. Vier Stunden. Wir hatten vier Stunden gebraucht, um durch ein Dorf zu laufen, das so aussah, als könnte man zehn dieser Ortschaften auf dem Gelände des Sea-Tac unterbringen. Diese Metaplanen wollten mir einfach nicht vertrauter werden…
Um den Turm herum fanden sich Grabsteine. Offenbar hatte der Architekt die Wahrheit gesagt, und hier lagen die vom Turm gestürzten Dorfbewohner begraben. Die Grabinschriften, wie „Du hast den Himmel gesucht und die Erde gefunden“, „Du warst drei Meilen hoch, nun bist du six feet under“, „Was hoch fliegt muss auch runterkommen“ oder auch einfach nur „PLATSCH!“, riefen bei uns allgemeine Belustigung hervor, auch wenn sie ein eher trauriges Bild vom Geisteszustand des Verfassers, mutmaßlich des Architekten, vermittelten.<bt/>
Wir zählten die Grabstellen und kamen auf etwa zweihundert. Gerade als wir damit fertig waren, begannen die Gräber von innen heraus zu leuchten und es erhoben sich schemenhafte Wesen aus ihnen. Sie waren mit ebenso schemenhaften Ketten an die Gräber gekettet und heulten uns erbarmungswürdig an.
leon versuchte mit ihnen zu kommunizieren, aber sie schienen nicht auf sie zu reagieren. Wir waren uns nicht einmal einig, ob sie uns überhaupt wahrnahmen. Sie schienen, ebenso wie die Ketten, die sie banden, völlig substanzlos, bis Ator mit seinem magischen Schwert versuchte, die Ketten zu durchtrennen. Zu unser aller Überraschung gelang ihm dies und das so befreite Wesen fuhr in einem Lichtstrahl gen Himmel. Ein Vorgang, der uns ein positives Gefühl vermittelte. Wie sich herausstellte, waren neben Ators magischem Schwert auch das Schwert Lancelots und das vom Architekten erhaltene in der Lage, die Ketten zu durchtrennen und die Wesen zu befreien.
Wir hielten dies für eine gute Idee und entließen so eins nach dem anderen der Wesen in einem Lichtstrahl in den Himmel. Dort verblieben sie für einen kurzen Moment, ehe sie mit einem nun freudigen Geheul in ihre Gräber zurückkehrten.
Eines dieser Wesen hielt kurz inne und materialierte sich in Gestalt eines jungen Elfen in einem mittelalterlich wirkenden Gewand direkt vor Ator.
Geisterhafter junger Elf
gab Ator zurück.
Dann erschien, nur für Ator sichtbar, der Architekt. Der junge Elf verbeugte sich vor ihm und bat ihn mit den Wortenum Entschuldigung.
Laut Ator nickte der Architekt nur als Erwiderung und versank dann ebenso wie der junge Elf im Boden.
entfuhr es Ator, der uns im Anschluß über das Geschehene aufklärte.
Wir umrundeten den Turm erneut, nun auf der Suche nach einem geeigneten Weg ihn zu erklimmen. Es schien ein anstrengendes, wenn auch nicht unmögliches Unterfangen zu sein. Offenbar waren Teile des unteren Bereichs des Turm verwandt worden, um ihm mehr Höhe zu verleihen, so daß es sich eher um ein Turmskelett handelte, das mühsam zu erklettern wäre. Hier und da gab es Plattformen, auf denen man Rast machen könnte, dennoch erschien die Idee, diesen Turm eventuell mehrere Kilometer in die Höhe klettern zu müssen, wenig einladend. Die Idee, die Abkürzung zu benutzen, wurde mir deutlich sympathischer, auch wenn ich mir noch immer nicht sicher war, wohin sie uns führen würde. Letztendlich gab ich mich der Mehrheit und leons Versicherung geschlagen, alle Schuld auf sich zu nehmen, sollte dies die falsche Entscheidung sein, und wir schlugen den Weg zur Abkürzung ein.
Überraschenderweise trafen wir nur zehn Minuten später auf den blauen Typen mit dem Trenchcoat.
sprach er uns an. Das zweite war keine Frage. Er schien zu wissen, warum man ihn aufsuchte. leon nickte zweimal.
Er ging ins nächstbeste Haus, betrat die Küche und öffnete eine Falltür im Boden.
Wir nickten nur und stiegen hinab, während die Falltür über uns geschlossen wurde.
Der unmögliche Traum Teil 3 / Das Leben kennt keine Abkürzungen
Timercode unbekannt
Unvermittelt fanden wir uns in der Lobby eines Privatclubs in einem Motel irgendwo in der Wüste wieder. Unsere Überraschung hätte nicht größer sein können, denn alles fühlte sich sehr real an.
Wir trugen unsere Standardausrüstung und hatten vollen Zugriff auf unsere Cyberware. leon checkte die Matrixverbindung ihres Pocketcomputers und stellte erfreut fest, daß diese stabil lief.
Danach rief sie die Lokalisationsroutine ihres Motorrads ab und erhielt die Rückmeldung, daß das Bike sich genau dort befand, wo sie es vor … oh zum grünen Kaktus wievielen gefühlten Monaten hatte stehen lassen.
Eine Überprüfung unserer GPS-Koordinaten verortete uns irgendwo in der Wüste von Arizona, also einige Breitengrade südlich von Seattle.
Vor dem Gebäude parkten eine Reihe von Motorrädern und Autos. Keines davon schien zu uns zu gehören. Wir schienen irgendwie wieder in der Realität gelandet zu sein, zumindest hatten wir keinen der während der Queste gesammelten Gegenstande mehr bei uns. Vielleicht war das genau die Form von Abkürzung, die uns am Besten tat.
wurden wir von hinten angesprochen, während wir noch mit unserem Realitätscheck beschäftigt waren. Ein Kellner hatte sich genähert und führte uns, mehr oder minder wortlos, zu einem Separée nahe der Bühne.
Der Club selbst wirkte ganz annehmbar, und es war nicht unwahrscheinlich, dass wir in einem solchen Club ein Treffen mit einem Johnson haben könnten.
Während wir an der Bühne vorbeigeleitet wurden, schlug der Sänger der Band eine a-capella-Version von „Games without frontiers“ an und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
In dem Separée erwartete uns an einem Tisch sitzend eine attraktive, junge Frau in einem hautengen Spandex-Dress. Hinter ihr stand ein Elf in einem langen, schwarzen Mantel, und auf ihrem Schoß befand sich ein Keyboard, in das sie eine Befehlszeile eingab, welche den in den Tisch eingelassenen Monitor zum Leben erweckte.
Ich konnte leons Blicken entnehmen, dass sie beide gecheckt hatte und keine direkte Gefahr von ihnen auszugehen schien, also nahmen wir Platz und richteten unsere Aufmerksamkeit auf den Monitor.
Ein Kerl in einem weißen Anzug hinter einem schweren, dunklen Schreibtisch blickte zu uns auf.
Bill Foreman
flüsterte Ator neben mir.
kam laut und vernehmlich von Puppetmaster.
stimmte leon zu. Auf ein akustisches Signal hin griff die attraktive Lady an ihrem Keyboard vorbei unter den Tisch und zauberte einen Köfferchen hervor. Aufgeklappt stellte sie es auf den Tisch, und die Augen unserer Zauberschleudern wurden groß. Wenn ich sie richtig verstanden habe, handelte es sich um ein magisches Artefakt einer ähnlichen Stärke, Kraft, was auch immer, wie jenes, das Arleesh für uns vernichtet hatte.
kam von Dust, auch wenn ich Ators Gesichtsausdruck entnehmen konnte, daß er beinahe gewillt war, den Deal anzunehmen. Bei mir schrillten die Alarmglocken.
Silencio
wollte ich wissen.
Bill Foreman
Ich mußte unwillkürlich an die Schlange Kaa aus dem staubigen Papierbuch meiner Großmutter denken. Auch wenn das Bild im Buch natürlich nicht animiert war, hatte ich mich schon als Vierjähriger vor ihren Augen gegruselt, und die Stimme meiner Omi, die es vorlas, hatte dieses … schleimige, hinterhältige. Scheiß Flashbacks, aber der hier paßte wie Arsch auf Eimer.
würgte Dust Foreman fast ab.
„Dass du, sozusagen, vorbeikommst und uns das Angebot machst, heißt doch nur, daß du Angst hast! Sonst wärst du gar nicht bereit, uns zu bezahlen. Und das heißt, du musst deinem Schicksal ins Gesicht sehen. Wir werden unsere Queste erfüllen und du wirst untergehen!“
leon
nahm leon den Faden auf
Ich bemerkte, daß leon ihre Monofilamentpeitsche in ihre Hand gleiten ließ und wußte, gleich würde es hier tödlich werden. Dennoch war sie nicht schnell genug. Auf ein audiovisuelles Signal in Form eines schreienden Totenkopfes auf dem Tridbildschirm hin zog die adrette Lady einen Ares Predator unter dem Tisch hervor und feuerte zweimal schnell hintereinander auf Ator. Zum Glück trugen wir alle unsere Standardausrüstung, zu der seit langer Zeit auch eine Panzerjacke für unseren Krokomanten gehörte, so daß er mit einer leichten Verletzung davonkam.
Ator reagierte mit einem Betäubungsball, der trotz seiner Verwundung sowohl der Tussi, als auch ihrem Elfenchummer ordentlich zusetzte.
Dust griff nach ihrem Predator und schickte explosive Grüße in Richtung des Elfen. Die beiden Explosivgeschosse beendeten die Karriere des Elfen, bevor sie richtig durchstartete.
Ich bemerkte ein paar Dudes aus dem Barbereich, die sich offenbar unserem Gemetzel anschließen wollten, während leon mit ihrer Mono Fakten bezüglich der jungen Frau schuf.
Ich griff meine geliebte Ares Alpha und schickte einen integrativen Gruß in Form einer HE-Granate in Richtung der Dudes, der mittels ihrer Integration in das Gemetzel eben dieses beendete, da sich niemand mehr anschließen wollte…
Und wir standen wieder auf der Anhöhe, auf der wir in dieser Metabene gestartet waren. Hinter uns die Mauer mit dem Notausgang, vor uns der Weg, der ins Dorf des Architekten führte.
Unsere Ausrüstung war dahin. Im Gegenzug hatten wir wieder die adretten, grob gewebten Kutten mit Kordel am Leib, allerdings auch alle anderen Dinge, die wir im Laufe unserer Queste angesammelt hatten.
ließ ich die anderen meinen Unmut spüren.
„Heyheyhey, ich hatte meinen Spaß!“
„Das war es mir wert.|Dust}}
protestierte Dust.
stimmte leon zu.
Ich blickte zu Ator, der sich immerhin eine Verletzung zugezogen hatte, aber der reckte mir nur den Daumen entgegen und signalisierte Abmarschbereitschaft.
Was blieb uns auch anderes übrig?
Wir machten uns also auf den Weg, durchquerten das Dorf ein weiteres Mal und begannen schließlich unseren Aufstieg des Turmes.
Wir kletterten fünf Tage relativ sicher, aber doch angestrengt, den Turm hinauf und rasteten mehrmals auf unterschiedlichen Plattformen, die sich hierfür anboten. Auch wenn wir uns sicher waren, uns ständig vom Boden zu entfernen, hatten wir nicht wirklich das Gefühl, uns der Spitze des Turm zu nähern.
Schließlich griff uns, als wir gerade von einer weiteren Rast aufbrechen wollten, eine riesenhafte, krakenartige Gestalt mit vier Augen über einem zahnbewehrten Maul an. Mit seinen zehn pelzigen Tentakeln bewegte es sich zwischen den Streben des Turm schnell und fast lautlos, dennoch überstand es den Manablitz von Ator nicht und löste sich in eine schleimige Masse auf, die durch die Streben des Turmes nach unten abfloß.
Wir kletterten weiter und stellten fest, daß sich das Design des Turmes deutlich änderte. Es schien, als würde es sich dem Stil annähern, in dem 2055 in Seattle gebaut wurde.
Zwei Tage später erreichten wir einen Bereich des Turmes, in dem es so etwas wie Wohnräume zu geben schien. Sie waren verlassen, aber eindeutig errichtet worden, um Leuten Unterschlupf zu gewähren. Wir bewegten uns zur Außenseite des Turmes und stellten fest, daß wir uns bereits in der „Krone“ des baumartigen Turmes befanden. Noch immer waren wir auf keinen der Dorfbewohner gestoßen, sollte es denn überhaupt noch einen von ihnen geben, also kletterten wir weiter.
Drei Tage später erreichten wir die Spitze der „Baumkrone“, ohne einen einzigen Dorfbewohner angetroffen zu haben.
An dicken Seilen hingen hoch über dem Turm riesige Ballons, vielleicht einen Kilometer durchmessend und schienen den Turm mit ihrem Auftrieb zu stabilisieren. Desweiteren sahen wir eine Plattform am höchsten Punkt des Turms, auf die zwei Leitern hinaufführten. Auf dieser stand ein Gebäude, recht klein, etwa nur so 8×8 m, mit nur einer Ebene, und aus ihm führten noch ein paar Kabel hinab auf die Ebene, auf der wir jetzt standen.
Allerdings trübten zunächst zwei verdächtig nach Kampfroboter aussehende mechanische Gestalten, die jeweils an einem Fuß einer Leiter positioniert waren, die heitere Stimmung in dieser luftigen Höhe. Vielleicht lag mein getrübter Eindruck ja daran, daß diese Gestalten zwar irgendwie menschenähnlich aussahen, aber definitiv Knarren statt Händen hatten. Hörte denn dieser Scheiß nie auf? Obendrauf kam eine Kingsize-Version der Boilershirts in Trollgröße dazu, die auf der Plattform vor der Tür des kleinen Gebäudes herumstand. Im Unterschied zu den normgroßen Gestalten folgte der Große eher einer aztekischen Erscheinungsweise, aus der lediglich die für meinen Geschmack etwas zu wuchtig geratenen Dornenkugeln an den Enden der Unterarme, äh, herausstachen, die den Aua-Seiten von Morgensternen abgezwackt schienen. Bislang schienen die drei Dosenmonster nicht von unserer Anwesenheit beeindruckt zu sein, aber wir hatten noch den Wächter im Gedächtnis. Der hatte uns auch gezeigt, wo die Büchse scheppert.
Unschlüssig, wie diese Alu-Hampelmänner agieren würden, erörterten wir verschiedene taktische Vorgehensweisen, die den geringsten Aufwand zum Ziel hatten. Angesichts unserer eher dürftigen Ausrüstung entschieden wir uns für das Modell „massive Gewalt auf einen bestimmten Gegner“, um schnell die Anzahl der aktiven Blechdosen zu verringern. Ich fand den Plan zwar gut, aber kaum hatten wir uns auf Gegner 1 eingespielt und beharkten ihn mit allem, was wir hatten, kam aus der Tür im Gebäude auf der Plattform noch eine dieser Figuren in „nur“ Normgröße herausgelatscht.
Zunächst sah es nicht so aus, als würden die anderen Drahtmarionetten unaufgefordert in den Kampf eingreifen, was nur von Vorteil sein konnte, denn der Mistkerl 1 war echt zäh. Aber ich hatte einen glücklichen Hieb, und endlich, nach viel zu vielen einstelligen Sekunden, fiel das Ding mit Getöse um.
Wir hatten einen besiegt, doch in der Zwischenzeit waren zwei neue erschienen, die nun ins Kampfgeschehen eingriffen. Gewalt schien nicht die Lösung unseres Problems zu sein, auch wenn leon und Puppetmaster dies zunächst nicht einsehen wollten und einen weiteren der Kampfroboter angriffen. Es dauerte viel zu lang, ihn zu besiegen und drei weitere erschienen.
Nachdem wir also zwei der Kampfroboter ausgeschaltet hatten, war ihre Gesamtzahl von anfänglich drei auf nun sechs gestiegen.
„Aber vielleicht können wir sie umgehen und ihre Quelle vernichten.“
Silencio
gab ich meine Einsicht weiter. Ich gab den anderen ein paar Handzeichen, die ihnen meinen Plan vermitteln sollte, ohne daß sonst jemand von unserem Vorhaben Kenntnis erhielt, und tatsächlich gelang es uns, die etwas behäbig agierenden Roboter zu umgehen und in das Gebäude zu gelangen, aus dem bis eben alle paar Sekunden ein weiterer unserer Gegner erschienen war.
Der Raum sah von innen wie ein Bunker aus Stahlbeton aus, mit glatten grauen Wänden und vollgestopft mit einer bizarr wirkenden Maschinerie, die bis unter die Decke des Raumes reichte, an der ein Trideobildschirm angeschlossen war. Nacheinander stolperten wir hinein und fragten uns praktisch sofort, woher all die Roboter gekommen waren, denn hier schien nicht genug Platz zu sein, um sie beherbergt zu haben, und eine weitere Tür, durch die sie in den Raum gelangt sein konnten, gab es ebenfalls nicht.
Wir nahmen den Trideo näher in Augenschein und entdeckten ein antiquarisch wirkendes Elektrodennetz, wie es vielleicht die ersten Decker benutzt hatten.
fragte leon sich halblaut selbst.
Ator
antwortete Ator.
gab Dust ihrer Resignation Ausdruck. Ich konnte sie irgendwie verstehen. Unsere ganze unsere Essenz vernichtende Cyberware brachte uns hier gar nichts. Unsere Waffen waren wenig mehr wert als ein Steinkeil, mit dem ein Höhlenmensch sich gegen einen Säbelzahntiger zur Wehr setzte, und selbst auf die Magie war hier kein Verlass.
Puppetmaster
äußerte Puppetmaster und machte einen Schritt in Richtung des Elektrodennetzes.
Ehe ihn einer von uns daran hindern konnte, stülpte er sich das Netz über den Kopf und …verschwand in einem hellen Leuchten.
„Labyrinth aktiv“ erschien auf dem Trideo, darunter stand „Puppetmaster“ und ein Countdown, der von fünf Minuten herunter zählte.
entfuhr es mir.
antwortete Ator etwas gelangweilt und zog sich das Trodennetz über den Kopf.
Meine Worte erreichten ihn wohl nicht mehr, denn er hatte bereits den Raum auf dem gleichen Weg verlassen wie Puppetmaster vor ihm. Auf dem Trid erschien unter „Puppetmaster“ nun „Ator Gilla“, während der Countdown weiterratterte.
kommentierte leon, während sie sich nun ebenfalls die Troden über den Kopf stülpte, um auf gleiche Art und Weise aus dem Raum zu verschwinden.
Ich starrte die verbliebene Dust einige Sekunden fassunglos an, dann zuckten wir beide nur mit den Schultern und nutzten ebenfalls das Elektrodennetz, um dem Stahlbetonbunker zu entkommen.
Der unmögliche Traum Teil 4 / Das Labyrinth
Timercode unbekannt
Wir fanden uns alle in einem kleinen, mit steinernen Wänden versehenen Raum wieder, der mich mit seiner massiven, hölzernen Tür und den vier schweren Holzkisten auf der anderen Seite des Raumes irgendwie an ein Fantasy-Sim erinnerte. Den Eindruck verstärkten noch die langen schwarzen Roben, in die wir nun alle gekleidet waren und die neben einem kleinen Taschenmesser und den Artefakten, die wir aus den anderen Metaebenen mitgebracht hatten, alles waren, was wir aktuell an Ausrüstung bei uns führten. Tatsächlich nicht das erste Mal während unserer Queste, dass ich mich fragte, ob wir nicht in einem virtuellen Raum anstelle einer Metaebene gefangen waren.
In der Mitte des Raumes fand sich ein Tisch, auf dem neben einer Schriftrolle drei Schlüssel aufgereiht lagen. Die Schriftrolle wirkte antik, ließ sich aber problemlos entrollen und entziffern, wenngleich der Text in einer fürchterlichen Handschrift verfasst war:
Bill
kommentierte Dust die Nachricht, die von niemandem anderen als Bill Foreman stammen konnte.
stieß leon hervor und griff sich die Schlüssel.
Ob es pures Glück, Zufall oder Vorsehung war, kann niemand sagen, aber der erste Schlüssel, den leon in die erste der drei Truhe steckte, schien zu passen und die Truhe zu öffnen. leon klappte sie auf und holte den Inhalt vor unser aller Augen heraus:
- ein paar Klamotten
- eine kleine Box mit altertümlichen Disketten mit der Aufschrift:“1 bis 12″
- zwei Magazine mit Sportgewehrmunition
- eine Packung Streichhölzer
- eine Rolle Nähgarn
kommentierte sie ihren Fund, bevor sie sich daran machte, die zweite Truhe zu öffnen.
Der Schlüssel, der die erste Truhe geöffnet hatte, schien hier nicht zu passen und so benutzte sie den zweiten, der anscheinend genau für dieses Schloss gemacht worden war. In dieser fand sich exakt das Gleiche wie in der ersten Truhe und auch die dritte Truhe, zu der der dritte Schlüssel passte, enthielt scheinbar eine exakte Kopie des Inhalts der ersten Truhe.
Wir wussten nicht so recht, was wir damit anfangen sollten, steckten aber alles, bis auf die Klamotten ein, die keinem von uns so recht zusagten/passten.
Blieb eine letzte Truhe und die Tür. Jeder Versuch, die Truhe mit einem der Schlüssel zu öffnen scheiterte und auch das Schloss der massiven Tür, dem einzigen Ausgang aus diesem Raum, ließ sich nicht mit ihnen öffnen.
Silencio
machte ich meinem zunehmenden Unmut Luft.
gab Ator fast schon verschwörerisch von sich.
drängelte sich Dust an Ator und mir vorbei zu Tür. Dann warf sie sich mit der Schulter voran gegen das Türblatt.
Mit einem lauten Krachen gab dieses nach und gab den Blick auf eine in die Dunkelheit hinabführende Treppe frei, während Dust abrupt ihre Bewegung unterbrach. Ich hatte so eine Ahnung, wie diese Bewegung unter ihren Standardbedingungen weiter verlaufen wäre:
Ihr LMG wäre in den Raum gerichtet worden und ihr Mund hätte die drei magischen Worte von sich gegeben: KEINER MUSS STERBEN! Dann hätte sie das Feuer eröffnet und jedes ihrer Ziele ausgelöscht.
Ihre Augen gaben mir Recht, als sie leise flüsterte:
Ich nickte ihr kurz aufmunternd zu. Soldaten sind Menschen, die ausgebildet werden, andere Menschen zu töten. Das, liebe Kinder, bleibt eine ewige Wahrheit, egal welches dämliche beschönigende Gewäsch aus den Fressen der Generäle, „Verteidigungs“minister oder massenvernichtungswaffensegnenden Päpste ohne die geringste Pause herausblubbert.
Wir folgten den Stufen der Treppe in die Dunkelheit, und mit jedem Schritt wurde es kühler. Ein eisiger Wind schlug uns von unten entgegen. Und als wir schließlich am Ende der Treppe auf einen Raum stießen, schien unser Atem an der Luft zu gefrieren.
Der Raum hatte ähnliche Ausmaße wie der, aus dem wir kamen, nur das in ihm Eis und Schnee lagen. In der Mitte des Raumes fand sich ein steinerner Brunnen, hinter dem wir eine Steinplatte entdeckten. Ein einzelner Rabe hüpfte auf dem Brunnenrand umher, bis wir uns ihm nähern wollten und er krächzend hochflog, um sich gerade ausserhalb unserer Reichweite wieder niederzulassen.
Puppetmaster wischte über die Steinplatte und befreite sie so von Eis und Schnee.
leon war sofort bei ihm.
Ich verdrehte innerlich die Augen. Wäre es doch nur so, dass sie es nur sagen würde, aber nein, sie musste es tun.
Ich warf auch einen Blick auf die Symbole, die mir absolut gar nichts sagten, und versuchte, Zuversicht auszustrahlen.
meinte Ator und vertiefte sich in die Symbole.
äußerte Dust, während sie mit ihrem Atem Frostringe in die Luft zauberte.
leon
fragte leon.
Ich war alarmiert. leon neigte ja dazu, aus beliebig miteinander in Verbindung gebrachten Fakten wildeste Theorien zu schmieden.
antwortete leon etwas unschlüssig.
gab Puppetmaster seine Einschätzung zum Besten.
ergänzte Ator, nachdem er sein Studium der Steinplatte beendet hatte.
gab Dust unseren Wissenstand wieder, während sie mit der rechten Hand eine der Streichholzschachteln aus den Truhen in der Hand hielt und mit dem Mittelfinger ein sich an der Reibefläche entzündendes Holz in Richtung des Raben schnippte. Der Vogel flog erneut auf und krächzte etwas, das in meinen Ohren wie „Ein Auge für die Wahrheit!“ klang.
wollte ich von den anderen wissen.
triumphierte leon. Ich blickte sie verständnislos an.
Mein Verständnis nahm nicht wirklich zu. Dust allerdings schien zu verstehen und nahm den Ball von leon auf.
wollte Ator wissen.
unterbrach ich leons Gedankengang. Das wollte mir irgendwie nicht gefallen.
warf leon ein.
Keine angenehme Erinnerung, aber ich musste ihr Recht geben.
leon hob abwehrend die Arme und ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
„Schließlich sind meine Augen hier eh nicht echt. Denn die echten sind schon vor Jahren als Biomüll entsorgt worden.“
Dust
bot sich Dust an.
Wir blickten Dust entsetzt an.
Dust
wandte ich ein.
gab Ator zu verstehen, und Puppetmaste nickte nur unterstützend.
Ator
gab ich Ator zu bedenken.
nickte er gönnerhaft.
Ich hob nur die Augenbraue.
leon
gab leon ganz pragmatisch von sich.
wollte ich wissen.
wandte Puppetmaster ein.
Irgendwie konnte ich Ator da nicht widersprechen und wandte mich wieder Dust zu, die offenbar die Schnauze voll hatte von unserem Gelaber und gerade unter Aufbringung ihrer Willenskraft Fakten schuf, indem sie sich Daumen und Zeigefinger in die linke Augenhöhle stieß und ihren Augapfel hervorzog.
Eine Fontäne Blut schoss aus ihrer Augenhöhle, während sie, ihr Auge in der Hand haltend, zusammenbrach.
fluchte ich laut und versuchte, soetwas wie Erste Hilfe zu leisten.
Ator trat neben mich, hielt mich an der Schulter zurück und wirkte einen Heilzauber, der glücklicherweise Wirkung zeigte und die Wunde schloß.
Ator war die Ruhe selbst.
Dust erhob sich leicht schwankend, aber stolz und glücklich. In ihrer Hand ihr blutiges Auge.
beratschlagte leon sie.
Ohne weiteres Zögern trat Dust an den Brunnen und ließ ihr, an der eisigen Luft des Raumes noch dampfendes, Auge hineinfallen.
Ein kurzes „PLORK“ war die einzige Antwort, die aus dem Brunnen kam, während der Rabe in ein fast hysterisches Gelächter ausbrach und sich daraufhin in Luft auflöste.
Dann öffnete sich eine bisher unbemerkt gebliebende Geheimtür und gab den Ausgang aus diesem Raum frei. Ich nahm mir vor, irgendjemanden für diesen Wahnsinn bezahlen zu lassen.
Die nächsten Stunden irrten wir durch eine scheinbar willkürlich angelegte Kombination aus Räumen und Gängen, die einander ähnelten, aber nie gleich waren. Irgendwann kamen wir auf den Gedanken, daß sich diese Räume stets neu „bilden“ würden und es daher keinen Sinn machte, irgendeine Art von Kartierung zu beginnen.
Spätestens nachdem wir uns entschlossen hatten, einen Raum zu markieren, indem wir ein abgebranntes und ein frisches Streicholz in ihm liegen ließen, und diesen auf Umwegen erneut zu besuchen, wurde klar, daß wir diesem Labyrinth nicht mit Logik entkommen konnten. Selbst als wir den genommenen Weg zurück gingen, fanden wir nicht den von uns markierten Raum. Allerdings stolperten wir zwei Türen später über einen Gang, indem sich ein frisches und ein abgebranntes Streicholz fanden.
Unsere Frustration erreichte einen Höhepunkt, aber was blieb uns übrig, als einfach den nächsten Raum, den nächsten Gang, wieviele es auch noch sein mochten, hinter uns zu bringen. Irgendwann war es uns dann zuviel, und wir setzten uns einfach „zum Verschnaufen“ auf den Boden, auch wenn wir weder müde waren, noch Hunger oder Durst verspürten. Zeit schien in dieser Metaebene ihren eigenen Regeln zu folgen. Aber trotzdem war diese endlose Abfolge von Gängen und Räumen psychisch erschöpfend.
Wir legten also ein Wachschema fest und beschlossen, uns eine Weile aufs Ohr zu hauen. Niemand fand wirklich Schlaf, und als leon an der Reihe war, ihre Wache zu übernehmen, konnte sie nicht umhin, die Tür zum nächsten Raum zu öffnen.
war alles was sie sagte, und wir waren uns todessicher, sie würde nur von einem weiteren Raum oder Gang berichten, von denen wir nun schon zahllose hinter uns gelassen hatten.
Sie riss die Tür weit auf und gab den Blick in den dahinter liegenden Raum frei. Ein riesiger Raum, einer Arena gleich. Die Wände und Decke voller seltsamer Maschinerie, die rythmisch brummte, und Röhren, aus denen verschiedenste Flüssigkeiten tropften, während lose Ketten und Kabel langsam hin und her schwangen.
Silencio
machte ich meinem Frust Luft.
„Niemand von uns kann sagen, ob dieser Raum vorhin überhaupt schon da war. Vielleicht mussten wir aufgeben, um ihn zu finden. Denk mal an die Schlüssel, die ganz zufällig immer ins erste Schloss passten, in die wir sie gesteckt haben.“
Ator
warf Ator ein.
ergänzte Dust.
brachte uns Puppetmaster wieder ins Hier und Jetzt. Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine Kreatur, die am ehesten an eine mehr als menschengroße Kakerlake in einem schlecht sitzenden Anzug erinnerte. In der Mitte des Raumes an einem Pokertisch sitzend, mischte sie einen Stapel Spielkarten, als warte sie nur auf geeignete Mitspieler.
zischte Ator und schien einen Zauber vorzubereiten. Jedenfalls verfärbte sich seine Haut grünlich und wurde derb ledrig, während sein Kopf länger zu werden schien und mehr und mehr dem eines Alligators glich.
rief leon und sprang in seine Sichtlinie.
Ich weiß nicht, ob ich es gewagt hätte, mich zwischen unseren Krokomanten und sein Ziel zu stellen, aber leon schien damit durchzukommen.
fragte Puppetmaster.
leon
leon ließ das einfach mal so in der Luft hängen, drehte sich um und marschierte auf Kakerlakenboy zu. Sie hatte es immer noch drauf, mich zu überraschen.
sprach sie K-Boy an, als sie kurz vor dem Tisch angelangt war, stets darauf achtend, dass sich der Tisch als Hindernis zwischen ihr und dem Hexapoden befand.
Frank
stellte dieser sich ungefragt vor.
Da offenbar kein direkter Angriff erfolgte, näherten wir uns ebenfalls und wurden von K-Boy (Sorry, aber das gefällt mir besser, als seine gewählten schwülstigen Eigenbezeichnungen.) gebeten, doch Platz zu nehmen. Er bot uns Snacks und sogar ein kaltes Bier an. BIER! Und er eröffnete uns dann, dass er wisse, warum wir hier seien.
Frank
Ein gewagte Behauptung, die wir schon des Öfteren gehört hatten, dennoch gingen wir auf ihn ein.
fragte ich.
Frank
erwiderte K-Boy so offenherzig, wie eine zwei Meter große Kakerlake eben sein kann.
sagte leon und nahm Platz.
Wir anderen folgten ihrem Beispiel und erhielten von K-Boy unterschiedlich hohe Stapel schwarzer Pokerchips. Vor sich selbst platzierte er etwa doppelt so viele Chips, wie wir gemeinsam besaßen. Sah für mich nicht nach fairen Ausgangsbedingungen aus.
wandte ich ein.
erwiderte Ator mit einem Augenzwinkern.
Puppetmaster
gab Puppetmaster einen Großteil meiner Bedenken wieder.
war alles, was K-Boy zu diesem Thema herausrückte.
Dann gab er Karten.
Ich hatte zuletzt vor Jahren mit den Jungs vom Zweiundzwanzigsten gespielt, so daß ich nur wenig mehr als die Regeln drauf hatte. Ich ging also vorsichtig zu Werke und passte die ersten beiden Hände. Ator und leon strichen jeweils einen kleinen Gewinn ein und schienen zufrieden.
Die dritte Hand mit Ass, Dame suited schien es mit wert zu sein, ein paar meiner Chips zu riskieren und ich ging vom Small Blind aus mit, nachdem Ator, Dust und Puppetmaster augestiegen und K-Boy im Spiel geblieben war. leon checkte und wir sahen Neun, Zwei und Ass.
Nicht meine Farbe, aber immerhin das zweite Ass.
K-Boy brachte den doppelten Big Blind und ich starte ihm in seine Insektenaugen. Was sollte er haben, was mein Blatt schlug? Wie gesagt, ich bin ebenso weit weg von ’nem Pokerprofi, wie von ’ner legalen SIN. Ich ging mit.
sagte sie und stieg aus.
Dame.
Was sollte jetzt noch schief gehen?
Prakisch zeitgleich schoben K-Boy und ich weitere Chips in die Mitte.
Zehn.
Mein Chipstapel war in etwa bei der Hälfte seines Ausgangsniveaus angelangt und wenn wir nicht beide gecheckt hätten, wäre ich nach diesem Spiel wahrscheinlich ausgeschienden, denn K-Boy zeigte König, Bube und hatte damit eine verdammte Straße, die meine zwei Paare alt aussehen ließ.
K-Boy tippte sich kurz an die Chitinpanzerstirn und ließ dann die gewonnen Chips in einem Loch verschwinden, dass sich auf unbekannte Weise im Pokertisch öffnete.
Ich konnte ein kurzes Keuchen nicht unterdrücken. Es war, als wäre etwas aus meinem Inneren gerissen worden.
Wir mussten vorsichtig sein.
Das Spiel zog sich noch eine Weile, und die Chips wanderten hierhin und dorthin. Letztendlich ging aber selbst ich mit einem satten Gewinn vom Tisch, als K-Boy seinen letzten Chip verloren hatte.
kommentierte K-Boy seine Niederlage. Dann sammelte er die Karten ein und ließ sie wieder in einer Tasche seines schlecht sitzenden Anzugs verschwinden, bevor er vor unseren Augen zu Staub zerfiel. In diesem Moment verstummte die Maschinerie um uns herum, und eine Wand bewegte sich zur Seite und gab den Blick auf eine rote Tür mit einem übermalten Fenster frei.
plapperte leon beschwingt vor sich hin. Sie hatte, gemeinsam mit Ator, am meisten gewonnen, und beide schienen seltsam euphorisiert.
bestärkte Ator mit leutseligem Grinsen niemanden im besonderen.
Ich kratzte kurz an dem Fenster, aber es war von der Innenseite bemalt worden, also mussten wir die Tür wohl öffnen, um zu erfahren, was sich dahinter befand.
Der Raum dahinter schien unfertig. In seiner Mitte lag eine junge hübsche Frau in einem Kreidekreis. Daneben ein einfacher Campingleuchter, der ein schwaches Licht auf die Zeitungsseiten warf, die an den Wänden des Raumes hingen.
leon war mit zwei schnellen Schritten bei der Frau und half ihr auf.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Zeitungsseiten. Zeitungen in einer Metaebene erschienen mir irgendwie seltsam, aber wer konnte schon wissen? Es waren alles Nachrufe. Der erste betraf einen jungen elfischen Soldaten, der im Tir-Kalifornischen Krieg nahe Redding einer Sprengfalle zum Opfer gefallen war. Der zweite, den ich in Augenschein nahm, handelte von einer jungen Dame mit einer Vorliebe für rote Bekleidung, die bei einem bedauerlichen Angriff auf die Para Nobilis Gesellschaft ums Leben gekommen war. Mir wurde ein wenig anders.
riß mich leon aus meinem Flashback.
Tatsächlich war die junge Frau, bei der es sich, wie ich nur hoffen konnte, um die Geliebte des Architekten handelte, mit einem Knebel versehen worden, den niemand von uns zu lösen vermochte.
Auch war sie nicht bereit, den Kreidekreis zu verlassen, um uns zum Architekten zu folgen. Wenngleich ihre Augen zu leuchten begannen, als wir von ihm erzählten und zum Beweis sein Schwert vorweisen konnten.
Ich kürze an dieser Stelle, aber letztendlich entschlossen wir uns, die junge Frau auch gegen ihren Willen aus dem Kreidekreis zu bergen. Dust warf sie sich einfach über die Schulter und verließ mit ihr den Kreis….
... more to come ...
Fortsetzung
Die Fortsetzung der Story um die Runner findet sich unter Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 7
Quellen
Die geschilderten Geschehnisse beruhen auf den Erlebnissen der SC-Gruppe von Benutzer Goronagee. Neben den oben genannten Romanen und Abenteuern fanden folgende Sourcebooks Verwendung:
Liste der Sourcebooks:
- Bug City nur engl. -/1994 (Chicago während der Insektengeister-Plage)
- Paradise Lost nur engl. -/1994 (Abenteuerband, enthält zusätzlich viel Hintergrund zum Königreich Hawai'i)
- Prime Runners nur engl. -/1994 (41 verschiedene NSCs inkl. Martin deVries und Rhonabwy)
- Portfolio eines Drachen: Dunkelzahns Geheimnisse (engl. Portfolio of a Dragon: Dunkelzahn's Secrets, erst in der 3. Edi übersetzt) 2004/1996
- Kompendium - Earthdawn-Ergänzungsband 1995/1994
Weblinks
- Zwergenschatten - Hauptseite
- [ MeL 46: Harlekins Rückkehr Part 6 / Der unmögliche Traum Teil 1 / ]
- MeL 47: Harlekins Rückkehr Part 6 / Der unmögliche Traum Teil 2 / Der Architekt und sein Dorf
- MeL 48: Harlekins Rückkehr Part 6 / Der unmögliche Traum Teil 3 / Das Leben kennt keine Abkürzungen
- MeL 49: Harlekins Rückkehr Part 6 / Der unmögliche Traum Teil 4 / Das Labyrinth