Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 4

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Bei den folgenden Texten handelt es sich um das Tagebuch des Runners Silencio, aus dem später die Aufzeichnungen des Teams Bulletproof wurden, welches schließlich den Orden der Lichtträger neu gründete.
Jedes initiierte Mitglied der Lichtträger erhält ein Exemplar dieser Aufzeichnungen unter der Auflage es nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, dennoch erschienen Ende 2075 erste Teile der Aufzeichnungen in verschiedenen Data Havens. Ob es sich um Verrat oder eine Art von Rekrutierungsflyer der Lichtträger handelt ist bislang unbekannt.
Der aktuelle Stand der Veröffentlichung hier, entspricht dem Stand der Veröffentlichung ingame vom 15.10.2076.

Bisher erschienene Kapitel:

Achtung Spoiler! SPOILERWARNUNG! Achtung Spoiler!
Dieser Text kann Informationen enthalten durch die der "Genuss" folgender Romane und Abenteuer eingeschränkt wird:

Romane:

Abenteuer:


Mel 42: Harlekins Rückkehr Part 3 / Für eine Handvoll Karma[Bearbeiten]

Timecode unbekannt[Bearbeiten]

Eben noch am eigenen Blut erstickt, fand ich mich plötzlich im Sattel eines Ponys wieder. Neben mir ritten leon, Dust, Ator und Puppetmaster auf Pferden, was dazu führte, dass ich mir etwas diskriminiert fühlte. Aber wenigstens war mein Pony, ebenso wie die Pferde der anderen, mit einem vernünftigen ledernen Sattel und Zaumzeug ausgestattet. Obwohl ich noch nie in meinem Leben auf einem Pferd, geschweige denn Pony, gesessen hatte, fiel es mir außerordentlich leicht, mich im Sattel zu halten. Und selbst Ator, dem ich es am wenigsten von uns zugetraut hätte, schien einen festen Sitz im Sattel zu haben. Alle vier machten, als sie mich so sahen, einen heftig erleichterten Eindruck und knufften mich, wo sie nur konnten.

Shadowtalk Pfeil.png „Wir wissen, dass wir nicht zuhause sind, aber wir hatten keine Ahnung, ob du es schaffen würdest. Der Angriff des Einpeghornasus… Pegeinasushorns … naja, du weißt schon … hat dich umgebracht, aber wir wollten dich nicht zurücklassen. Jeder Versuch, dich auch nur zu stabilisieren, war erfolglos. Und natürlich konnten wir nicht wissen, ob wir dich wiederbekommen. Es wäre also geil, wenn du solche Stunts demnächst nicht mehr durchziehst, okay?“
Shadowtalk Pfeil.png Ator Gilla

erklärte mir unser Schamane.

Shadowtalk Pfeil.png „Sehr witzig. - Als ob ich mir sowas ausgesucht hätte. Aber wenn es dich beruhigt, stell‘ ich mich demnächst hinter Puppy, wenn ein Monster kommt, okay?“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

antwortete ich.

Shadowtalk Pfeil.png „Okie, mach das“
Shadowtalk Pfeil.png Puppetmaster

brummte Puppetmaster hinter mir.

Shadowtalk Pfeil.png „Jetzt weiß ichs ja.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

Solcherart liebevoll begrüßt, musterte ich mein Team im Bemühen, die Darstellung der jetzigen Umgebung auf die Kette zu bekommen.

Wir alle trugen Hüte unterschiedlichster Machart, wie sie vielleicht in einem Western-Sim getragen wurden. Aber das war noch das am wenigsten völlig verdrehte, das mir auffiel.
Ich hatte ein Loch in meinem Brustkorb. Ein verfraggtes LOCH! Als ich daran herumtastete, merkte ich, dass dahinter ein Metallkasten mit einem Schlüsselloch eingebaut war. Und ich hatte einen Flügelschlüssel an einem Band um den Hals. Wie einer von diesen antiken Dingern, mit dem man eine Uhr aufzieht. Und ich hatte einen Roboterarm. Also … naja … eher die Steampunk-Version eines solchen. Aber er schien zu funktionieren. Und vor einem meiner Augen war etwas. Ein … irgendwas zum durchgucken. Erst jetzt sah ich, dass Dust und leon so etwas, in Form eines kleines Kastens wie von einem uralten Fotoapparat, auch hatten, und dass Dust schon interessiert an ihrem Kästchen herumfummelte. Abgefahren. Ansonsten hatte ich Wasser, ein Lasso, eine Winchester, einen Revolver … und aus meiner Satteltasche ragte eine Roboterhand, die einen Colt SAA 1873 .45 Long hielt. Eine richtige Kanone.
Ich sah mich um. Dem Sonnenstand zu urteilen, war es etwa 11 Uhr, es waren etwa 35°C im Schatten – nur dass es keinen Schatten gab. In einiger Entfernung eine Hügelkette, irgendwo kreisten Geier. Endlose Weiten. Super. Jetzt fehlte nur noch Yul Brynner.

Da unsere Umgebung offenbar eine metaphorische Übersetzung eines wie auch immer gearteten Sachverhaltes war, kamen uns beim Grübeln während des Reitens schräge Ideen. Dust beispielsweise fragte sich laut, was geschehen würde, wenn sie jetzt leons Pferd abknallen würde. Ginge dann in der Realwelt leons Bike in Flammen auf?

Wir waren eine Weile so am Trotten, als wir in der Entfernung ein Geräusch vernahmen. Eins, das wir hier nicht erwartet hatten, obwohl es durchaus in die Gegend passte: das Pfeifen eines Zuges. Das Geräusch hallte von den Hängen des sich langsam in Hügelketten wandelnden Gebietes zurück, und wir gaben unseren Tieren die Sporen, um den Zug zu erreichen – immerhin der bislang einzige Hinweis darauf, dass wir in dieser Welt nicht allein waren. Dabei fiel mir wieder auf, dass ich wie selbstverständlich mein Pony dazu bringen konnte, dorthin zu galoppieren, wohin ich wollte. Eine erstaunliche Welt.

Schon bald konnten wir das Gefährt, das wir für einen Zug gehalten hatten, aus einem Einschnitt zwischen zwei recht steilen Hügelchen herausknattern sehen. Als ich es zu sehen bekam, stockte mir der Atem, und ich wusste nicht, ob ich lachen oder bestürzt sein sollte. Das Wort „Zug“ war insofern richtig, als dass es eine Kette von rollenden Dingern war, die von einer Zugmaschine gezogen wurde. Züge benötigen jedoch Gleise, und diese fehlten vollständig. Stattdessen fuhr das Gespann auf Rädern, die im Gegensatz zu in unserer Welt üblichen Dimensionen grotesk riesig erschienen. Und als wäre das nicht genug, wirkte die gesamte Ikonografie des Zuges, als würde ein unter Drogen stehender Comicautor versuchen, einem indonesischen Bauern das Konzept von „Steampunk“ zu verdeutlichen. Jedes Detail der „Lok“ war gnadenlos im Sinne dieses Stils übertrieben, so dass ich nicht sicher war, ob das Gerät überhaupt funktionieren könnte.
Auf der anderen Seite fuhr es gerade in etwa 150 m Entfernung laut pfeifend und Dampf ausstoßend an mir vorbei, und wie mein Großvater zu sagen pflegte: Wenn Theorie und Praxis nicht übereinstimmen, ist immer die Theorie falsch. Und aus irgendeinem Grund wusste ich, dass dieses Fahrzeug mit deutlich gefährlich überhöhter Geschwindigkeit durch die Botanik ballerte.

Als der „Zug“ uns in einer Minimaldistanz von grob 100 m passierte, klärten sich einige offene Fragen: Wir bemerkten, dass er verfolgt wurde. Wie nicht anders zu erwarten, von einer Horde pistolenschwingender Outlaws, unter denen sich auch zwei Pumilionis befanden. Sie alle ballerten fröhlich und johlend auf den letzten Waggon des „Zuges“, aus dem sporadisches Konterfeuer abgegeben wurde. Aber der Anführer des Trupps … der unter Drogen stehende Comiczeichner hätte dafür noch eine Extraschippe Koks einwerfen müssen, denn anders war es nicht zu erklären, dass dort ein riesiger Troll mit einem riesigen mit Löchlein für die Trollhörner versehenen Sombrero auf dem Schädel auf einem zweibeinigen Saurier ritt, der zwar kleiner war, aber ansonsten in Form und Gebrüll so ziemlich dem entsprach, was man Mitte des 21. Jahrhunderts als Tyrannosaurus Rex kannte. Der Troll schwenkte zudem eine Flinte und trieb seine Meute offensichtlich an, den „Zug“ einzuholen und zu entern.

Ich versuchte, herauszufinden, ob es vielleicht angebracht war, in diesem Szenario Partei zu ergreifen und wenn ja, für wen. Und ich versuchte, herauszufinden, wo der „Zug“ eigentlich hinwollte, denn wir hatten ja nur karge Steppe um uns herum gesehen, und irgendein Ziel sollte er ja haben. Als ich in die Fahrtrichtung des Gefährts sah, bemerkte ich in etwa – grob geschätzt – 400 m Entfernung einen Bereich, in dem Sand anfing zu blubbern und Steine plötzlich umherkullerten, als wäre dort ein sehr lokal begrenztes Erdbeben im Gange. Ich holte schon Luft, um Ator als den Magiespezialisten unter uns auf das recht magisch aussehende Phänomen aufmerksam zu machen, als neben mir eine weibliche Stimme „Heyyy-ya!“ rief und ein Pferd losgaloppierte. leon hatte mir somit die Entscheidung abgenommen, ob wir eingreifen sollten. Jetzt gab es nur noch die Wahl der Begünstigten. Puppetmaster und Dust folgten leon in von ihrer Reaktionsschnelligkeit bestimmten Abstand, und nur Ator schien noch zu zögern. Diesen Moment nutzte ich, bevor die Möglichkeit schwand, irgendjemanden über das Gesehene zu informieren.

Shadowtalk Pfeil.png „Warte, Chummer. - Schiel mal da rüber und sag mir, was das ist. Wenn wir dem Zug folgen, kommen wir da mitten rein. Sollte man vielleicht vorher wissen.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

rief ich ihm zu und deutete auf die rollenden Steine.
Er peilte in die angegebene Richtung, kniff die Augen zusammen, nickte bedächtig und zischte:

Shadowtalk Pfeil.png „Ich hab ’n Auge drauf. Aber lass uns jetzt mal zusehen, dass die Verrückte nich alles komplett ins Loch kegelt.“
Shadowtalk Pfeil.png Ator Gilla

Er richtete sich auf, fummelte ein wenig in der Luft herum und deutete dann in Richtung des Zuges. Hinter jenem fing jetzt plötzlich der Boden zu brodeln an, und in Gedankenschnelle erhob sich eine etwa 20 m lange und bestimmt 4 m hohe Erdwand, die der den „Zug“ verfolgenden Horde den Weg versperrte. Der anführende Troll auf seinem Riesenraptor oder Mini-T-Rex hatte keine Chance und bretterte mit voller Geschwindigkeit in die Barriere, die davon völlig unbeeinflußt blieb. Zwei weitere Reiter sahen zwar die Barriere, versuchten aber leider Abdrehmanöver, die in der Kollision der beiden Pferde endeten, wodurch beide aus den Sätteln geschleudert wurden, in der Luft zusammenstießen und dann als Knäuel gegen die Erdwand prallten. Nach meiner Schätzung hatten die beiden Dudes erstmal genug vom Cowboy-und-Indianer-Brawl.

leon, die schon im Reiten ihren Revolver gehoben hatte, schien jetzt zu merken, dass reiten UND schießen gleichzeitig zwar in den Western-Trids immer cool aussah, in der Realität (oder zumindest der Umgebung, die sich momentan als unsere „Realität“ darstellte) aber komplett unmachbar war. Sie und ihre beiden Flügelreiter bremsten also gleichzeitig und gingen mit ihren Waffen ins Ziel. Ich fand das der Entfernung wegen als durchaus ambitioniert, aber es würde die Verfolger zumindest ablenken, weil sie jetzt Feuer aus zwei Richtungen bekamen.

Ein kurzes Auflachen unseres Krokomanten kam von rechts: „Ha … da haste dein Erdbeben, Mista.“ Er deutete nach links, wo sich an der Stelle, an der ich den Erdboden in Aufruhr gesehen hatte, gerade ein Erdelementar erhob, der gut und gern sechs Meter hoch war. Und der begann, dem „Zug“ entgegen zu stapfen, wobei er hinter sich ein ansehnliches Loch im Boden zurückließ. Auch das noch. Der Pilot des Zuges sah den natürlich auch und ging daraufhin voll in die Eisen, denn auch wenn der Zug nicht auf Schienen lief, war er nur begrenzt geländegängig. Und hier war mit Ausweichen leider Essig.

leon hatte inzwischen die Idee des Reitens aufgegeben, schwang sich aus dem Sattel, griff ihre Kanone und spurtete in Richtung der Gegner los. Dust tat es ihr gleich. Offenbar hatte sie das Reit-und-Schieß-Problem erfasst. Mir hingegen ging ein Licht auf. Der Troll war der größte und gefährlichste Gegner – auch wegen der Waffe, einer Schrotflinte, wie ich zu erkennen glaubte. leons Problem war, als sich bewegende Reiterin ein sich bewegendes Ziel zu treffen. Ich hatte noch keinen Zentimeter zurückgelegt, und der Troll war per Kopf-in-die-Wand recht unsanft gestoppt worden – ein ruhendes Ziel also. Was lag näher, als auszuprobieren, wie gut dieses Gewehr seinem Ruf gerecht wurde? Ich drehte mein Steampunk-Auge auf „Zielen“ und hob die W73 an die Schulter. Als ich abdrückte, trat mir ein Elefant gegen die rechte Körperseite. Ich hatte vollkommen ausgeblendet, dass diese uralten Büchsen mit Kalibern bestückt waren, die heutzutage eher für HE-Granaten taugten. Kaliber .44 und eine 4-cm-Patrone – ich durfte froh sein, nicht rückwärts vom Pony gefallen zu sein. Natürlich hatte ich sonst wohin geschossen. Also nochmal. Der Troll rappelte sich soeben auf, ich sollte mich also sputen.
Vor mir sah ich Dust und leon in Richtung des Zuges rennen, wobei die beiden bereits die Hälfte der Distanz zurückgelegt hatten. Puppetmaster saß auf seinem Pferd und warf ein paar Zauber, die zwar nicht so mächtig waren wie die unseres Alligatorschamanen, doch dafür sorgten, dass einer der Verfolger aus dem Sattel kippte, nachdem er die Barriere umkurvt und auf einen der Verteidiger geschossen hatte.

Bevor ich erneut anlegen konnte, hatte der Troll bereits Maß genommen und ballerte auf Ator, doch mit einer Schrotflinte war auf die Entfernung natürlich nichts zu gewinnen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt begannen weitere der Verfolger, statt auf den Zug lieber auf die beiden Figuren zu schießen, die auf sie zu spurteten. Zunächst ohne Treffer, doch ich argwöhnte, dass sich das Blatt recht schnell wenden würde, wenn die Entfernung zwischen den Mädels und der Pennerhorde sich so weit verringert hätte, dass auch mit Revolvern zumindest Dust ein einfaches Ziel würde.
Zeit, den Troll jetzt aber wirklich auszuknipsen. Ich kniff ein Auge zu, visierte über das mechanisch verstärkte Auge den Troll über Kimme und Korn an (wann hatte ich das davor das letzte mal gemacht … als Kind?) und drückte ab. Wieder trat mir der Elefant von vorhin gegen die Schulter, aber diesmal war ich vorbereitet. Der Troll, der gerade aus der knienden Position aufstand und seine Leute in unsere Richtung dirigieren wollte, fing das für meine Begriffe kanonenkugelgroße Geschoß genau mit seiner hässlichen Fresse ein, die daraufhin bröckchenweise in verschiedene Richtungen davonflog. Durch die Einschlagswucht nach hinten getrieben, stolperte er über den hinter ihm am Boden liegenden noch zuckenden Raubsaurier, der wohl den Einschlag in die Barriere auch nicht gerade gut überstanden hatte. Der Troll allerdings zuckte nicht mehr. Im Tonfall eines Trid-Westernhelden sagte ich halblaut:

Shadowtalk Pfeil.png „Da, wo ich herkomme, schießt man nicht auf meine Freunde.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

Ator fügte darauf recht pragmatisch hinzu

Shadowtalk Pfeil.png „… und man spielt auch nicht mit Elementaren. Gut gemacht, Kurzer. Du hast den Jackpot geknackt. Das Ding zerfällt.“
Shadowtalk Pfeil.png Ator Gilla

Überrascht von meinem Erfolg sah ich nach dem Elementar – aber ich konnte auf der Straße nur noch eine riesige Staubwolke sehen, die sich über einem großen Erdhügel ausbreitete.

Der Fall des Anführers schien in den Köpfen der Horde einige Zweifel ausgelöst zu haben, ob die Unternehmung mit dem „Zug“ wirklich eine so gute Idee war. Mehr oder minder gleichzeitig entschieden die noch unverletzten Verfolger, sich doch lieber anderweitig und anderswo zu vergnügen und gaben Fersengeld. Es dauerte keine Minute, dann war das Getrappel der Hufe ihrer Reittiere verklungen, und nur der tote Troll, der immer noch nicht zur finalen Ruhe gekommene Saurier und drei herumliegende Arschgeigen zeugten von dem hier stattgefundenen Gefecht. Eines der Pferde schien ebenfalls den Zusammenprall mit dem Kollegen hart bezahlt zu haben, während das andere nur in der Gegend herumstand und leicht benommen die Mähne schüttelte.

Wir schlossen als Gruppe zum „Zug“ auf, der in der Zwischenzeit sein Bremsmanöver beendet hatte und dabei in dem Erdhügel steckengeblieben war, den der Erdelementar zurückgelassen hatte, als sein Beschwörer mein .44er-Geschenk bekommen hatte. Dort herrschte großer Jubel ob der unerwartete Rettung, und die Passagiere begannen, einen Hut herumgehen zu lassen. Mit einem wirklich bezaubernden Lächeln überreichte eine junge Dame Ator den Hut, in dem sich etwa 65 Dollar befanden, und ergänzte:

Shadowtalk Pfeil.png „Ohne eure Hilfe hätten wir es nicht geschafft, unser Ziel lebend zu erreichen. Unser aller Dank gebührt euch, und wir möchten euch bitten, mit nach Valley Hope zu kommen, um die Nachricht zu verbreiten.“
Shadowtalk Pfeil.png Junge Dame
Shadowtalk Pfeil.png „Valley Hope?“
Shadowtalk Pfeil.png Ator Gilla

echote Ator etwas hilflos.

Shadowtalk Pfeil.png „Ja, der nächste reguläre Halt auf dem Weg zur Küste. Nur noch ein paar Stunden Fahrt, dann sind wir da und haben die Möglichkeit, zu übernachten.“
Shadowtalk Pfeil.png Junge Dame

nickte die Frau.
Das klang für uns danach, ein paar Informationen über die Welt einsacken zu können, in der wir hier herumstolperten. Wir ordneten unsere Ausrüstung, schüttelten Hände und nahmen Gratulationen entgegen. Kurz darauf drückte sich ein kleiner, etwas knubbeliger Mann mit einem großen Schnurrbart durch die feiernde Menge und sprach Ator an:

Shadowtalk Pfeil.png „’tschulljense die Störung, der Herr. Ick bin der Lokführer, und die Fahrjäste sahrn, Sie hätten da een‘ Erdwall jemacht, um die Jängsta wechzuhaltn. Dit heißt, Se könn‘ Erde form‘. Wär et möchlich, dat ’se mir helfn könntn, den Erdhaufn vorm Steamer wechzumachn? Ick müßte sonst ’n paar Stundn schippn, und wir ha’m doch’n Fahrplan, wissense?“
Shadowtalk Pfeil.png Lokführer
Shadowtalk Pfeil.png „Ich bin mal gleich wieder da“
Shadowtalk Pfeil.png Ator Gilla

Ator sah auf, erinnerte sich an die Überreste des Elementars und nickte. rief er in die Runde im Bemühen, den allgemeinen Freudenlärm zu übertönen. Dann ging er mit dem Lokführer zum Zug-Bug.

Wie es sich für einen guten Ator gehört, war diese Aufgabe für ihn kein Problem, und zwei Minuten später war er schon wieder da. Da im „Zug“ selbst kein Platz für uns und die Pferde war, ritten wir den Rest des Weges als Eskorte nebem dem „Zug“ her, um zu verhindern, dass noch ein paar Klopsköpfe sich an einer vermeintlich leichten Beute zu bedienen versuchten. So erreichten wir Valley Hope, die Einhundertachtzig-Einwohner-Metropole, am späten Nachmittag.

Da wir natürlich durstig waren, bugsierte man uns zum der „Zug“-Haltestelle nächstgelegenen Saloon, dem „Old No. 93 Saloon“, der ganz auf die Durstlöschung Reisender spezialisiert war. Dort wollten wir uns einige Becherchen erfrischender Getränke genehmigen. Das war zumindest solange der Plan, bis wir ein klirrendes Geräusch vernahmen, dem ein sattes dumpfes Geräusch folgte, das sich so anhörte, als sei gerade ein Sack Kartoffeln nach längerem Fall auf den Erdboden getroffen. Wir drehten uns um und sahen eine Gestalt auf der Straße liegen, die gerade erst aus dem Fenster eines Hauses geflogen sein musste, das nur 50 m weiter in der Straße stand. Die Glassplitter an der Kleidung der Person und das zerbrochene Fenster im ersten Stock des Gebäudes passten recht gut zu dieser Vermutung. Zudem zeigte sich in eben jenem zerbrochenen Fenster jetzt eine Gestalt, die entfernt an einen Ghul erinnerte, obwohl deutlich größer und hässlicher. Sie sprang durch das zerbrochene Fenster, ohne irgendeine Wunde zu kassieren, direkt auf Straßenniveau herunter und schien die dort liegende Person überprüfen zu wollen, wurde aber durch Dusts schnellen Griff nach ihrem polierten Peacemaker auf uns aufmerksam. Die Reaktion war beeindruckend. Das Monster brüllte einmal und rannte dann sofort auf uns los. Dust, die ihren Revolver ja bereits in der Hand hatte, gab einen Schuss auf das Ding ab, der auch traf. Aber das war auch schon alles … und das war ganz schlecht. Firepower stand jetzt ganz oben auf meiner Wunschliste. Ich riss die Winchester aus dem Ponyhalfter direkt vor meiner Nase, nahm den Ponyrücken als Stütze und ließ mir nur wenig Zeit zum Zielen. Denk an den Elefanten. Den Lauf eine Kleinigkeit gesenkt und durchgezogen. Das brave Reittier zuckte nur ein klein wenig, als ich den Schuss auslöste. Das Monster hingegen reagierte anders. Durch das Projektil getroffen, hüpfte es in vollem Lauf einen Fuß hoch, drehte sich noch etwas zur Seite und hätte so eigentlich auf dem Boden aufschlagen sollen.
Was dann am Boden ankam, waren kleine schwarze Krümel und Staub. Ich hatte das Ding im wörtlichen Sinn zu Staub zerblasen. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal so zu sehen bekomme.

Die Menschenmenge, die schon im Begriff war, wieder kreischend auseinanderzulaufen, seufzte erleichtert, um dann zum zweiten Mal an diesem, äh, Tag, Jubel aufbranden zu lassen.

Shadowtalk Pfeil.png „Daran könnte man sich gewöhnen, was?“
Shadowtalk Pfeil.png Puppetmaster

grinste Puppetmaster neben mir.
Ich grinste zurück.

Shadowtalk Pfeil.png „Ja, schade, dass es nur eine Metaebene ist, nich?“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

Dann sah ich, dass sein Grinsen gefror. Ich folgte seinem Blick und sah einen Mann in einiger Entfernung die Straße entlang kommen, der in mehrerlei Weise nicht dem üblichen Schema entsprach. Er trug keinen Hut, und er hatte seine recht langen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Eine Frisur, die hier unbekannt und in unserer Welt schon lange nicht mehr üblich war und die ich bisher nur an einer Person so gesehen hatte. Umso erstaunter war ich, dass Puppetmaster fassungslos flüsterte:

Shadowtalk Pfeil.png „Das ist Leroy!“
Shadowtalk Pfeil.png Puppetmaster

Ich hatte den Namen zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört, deswegen hatte ich keinen Plan, warum Puppy eine derartige Grimasse zog. Aber bevor ich mich darüber hätte weiter mit ihm austauschen können, war die Menschenmenge um uns und zog unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Man bugsierte uns zum einzigen Hotel des Ortes, oder, naja, dem Ort, der einem Hotel am nächsten kam. Saloon mit vermietbaren Zimmern im Obergeschoß. Vermietbar stunden- oder tageweise. Genau, was ihr jetzt denkt. Doch als wir davor standen, klappte uns allen die Kinnlade herunter. In großen Western-style Serifenlettern konnten wir den Namen des noblen Etablissements lesen:
THE SINGING SONGBIRD
Und ich dachte mir: in keinem Trash-Trid hätte das besser abgebildet werden können. Oh Mann.

Wie herbeigeklingelt kam ein Ork aus der Saloontür gewieselt, stellte sich als „Jed Torkins“ vor, Betreiber des „Songbirds“, der uns sogleich eine Runde spendierte und klarstellte, dass es das Größte für ihn sei, wenn wir kostenlos bei ihm wohnen würden, solange wir hier sind. Was wir natürlich dankbar annahmen. Schnell waren Zimmer verteilt und eine gute Mahlzeit eingeschaufelt. Nachdem wir dazu auch noch einen guten Tropfen genossen und uns häuslich eingerichtet hatten, verbrachten wir den Rest des Tages mit Erkundigungen über die Stadt. Natürlich gab es hier immer Konflikte irgendwelcher Art, und es hatte ja einen Grund, warum wir hier waren. Jetzt galt es, den hier spezifischen Konflikt zu finden. Doch nach einem längeren und sehr informativen Gespräch mit dem Barkeeper, das sich bis spät in den Abend zog, war ich einigermaßen erschöpft, und ich entschied mich, den in der Preisliste des Hotels aufgeführten Posten „längere Unterhaltung“ zu genießen, bis ich einschlief.

Am nächsten Morgen saßen wir nach dem Frühstück in einem der Zimmer zusammen und berieten. Ich sah fragende Blicke und begann:

Shadowtalk Pfeil.png „Also …“ „Der Name des Hotels ist abgeleitet von Celias Spitzname ‚Songbird‘, weil sie hier früher zur Freude der Gäste gesungen hat. - Celia ist hier eine der Bedienungen. Hätt‘ ich vielleicht auch einen Satz früher sagen können. Sorry. Naja, das Problem ist: Celia singt nicht mehr. Kommt euch bekannt vor, wa? Und warum? Sie hatte einen, öh, ‚Zusammenstoß‘ mit einem gewissen Sy Vants, und seitdem ist sie verstummt. Der Barkeeper erzählte, der Typ hatte was für sie übrig und konnte es absolut nicht ab, als sie zu seinen Annäherungsversuchen ‚Nein‘ gesagt hat. Eines Abends hat er es hier im Saloon nochmal versucht, und als sie etwas lauter ’nein‘ gesagt hat, hat er sie nach Strich und Faden vermöbelt, bevor sich jemand getraut hat, dazwischenzugehen.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio
Shadowtalk Pfeil.png „Wer ist dieser Sy Vants? Kann man den irgendwie kleinhäckseln?“
Shadowtalk Pfeil.png leon

leon fragte nach.

Shadowtalk Pfeil.png „Oh - Prinzipiell schon. Dem gehört hier das meiste Land in der Umgebung und diese komische Mine, in der das Zeug geschürft wird, mit dem dieser Räderzug läuft, den wir gerettet haben. Und weil der so viel Geld hat, glaubt er, er kann machen, was er will und kann sich benehmen, wie es ihm passt. Der Barkeeper erzählte, der Sheriff – mit Namen Bergamot – , der Doc – mit Namen Wunderlich – und der Richter Renfrew hier hätten eine kleine Bürgerwehr aufgestellt und den Idioten aus der Stadt geprügelt nach dieser Geschichte mit Celia.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

leon machte ein zufriedenes Gesicht.

Shadowtalk Pfeil.png „Allerdings, kommt da noch eine seltsame Geschichte dazu.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

fuhr ich fort.
Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von „zufrieden“ nach „skeptisch“.

Shadowtalk Pfeil.png „Denn es gab da diesen einen Pistolero, der hier im Ort öfter mal Stress gemacht hat und der die Konfrontation mit dem Sheriff gesucht hat. Dann eines Tages haben sich die beiden getroffen und der Sheriff hat ihn übern Haufen geballert. Danach hätte der Pistolero in den Knast gesollt, aber aus irgendeinem Grund kam er frei. Seitdem ist er verschwunden. Man munkelt, Mr. Vants könnte eine Menge Geld für alles mögliche ausgeben, ohne es auch nur zu bemerken.“
Shadowtalk Pfeil.png

ich rieb Daumen und Zeigefinger wie zufällig in der Geldzählgestik gegeneinander.

Shadowtalk Pfeil.png „Ich glaube, wir sollten mal mit dem Sheriff sprechen.“
Shadowtalk Pfeil.png Dust

meldete sich Dust zu Wort. - Ich nickte.

Shadowtalk Pfeil.png „Jupp, das sollten wir. Der will ja auch was von uns, nämlich Aussagen aus erster Hand über das Ding gestern am, äh, ‚Zug‘.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio
Shadowtalk Pfeil.png „Worauf warten wir dann noch? Lasst uns gehen.“
Shadowtalk Pfeil.png leon

hibbelte leon.

Den Sheriff dann zu finden, erwies sich als etwas schwierig. Er war nirgendwo im Ort aufzutun. Niemand hatte ihn seit gestern Abend gesehen. Beim Befragen der Leute hörten wir allerdings etwas anderes:
Es machte das Gerücht die Runde, dass der Pistolero, den Sheriff Bergamot damals versucht hatte, in den Knast zu stecken, dem Städtchen seine Aufwartung machen wollte. Und zwar morgen. Wir konnten nicht herausfinden, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hatte und ob es eine bestimmbare Wahrscheinlichkeit gab, dass der Kerl wirklich herkommen würde, aber wir wussten, dass Bergamot darüber in Kenntnis gesetzt werden musste, wenn wir ihn denn fänden.
So standen wir vor den Sheriffbüro und waren ratlos. Dann zog leon plötzlich Puppetmaster mit sich, und die beiden verschwanden in der Lücke zwischen dem Sheriffbüro und dem Friseurgeschäft, das nebenan stand. Ator und ich wechselten einen belustigten Blick. leon mal wieder notgeil und heute auf die großen Dinger scharf? Aber nicht doch. Keine 20 Sekunden später kamen die beiden wieder zurück und die Italienerin hatte offenbar was gefunden, wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig verstand. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich selbst richtig gut fand, weil sie allein auf die richtige Idee gekommen war. Der Sheriff war nämlich im Knast. Nicht eingesperrt, nein. Nur so übel sternhagelvoll und komatös auf einer der Jail-Matratzen herumschnarchend, dass er wahrscheinlich von alleine erst übermorgen aufwachen würde. Das wäre leider dann zu spät für ihn, und das wollten wir ihm eigentlich ersparen.

Während Ator und leon versuchten, auf Puppetmasters Schultern stehend, mit einer Stange durch eines der kleinen Gitterfenster an der Seite des Gebäudes den Schlüsselbund des Sheriffs zu angeln, der neben dem Besoffenen lag, wetzte ich rüber zur Pferdetränke am Old No. 93 Saloon und besorgte mir einen schönen großen Eimer Wasser. Manchmal muss man auch Glück haben, grübelte ich beim Schleppen so vor mich hin. Wenn es eine Steam-Mage-Punk-Version von Klimaanlagen in dieser Welt gäbe, bräuchte nicht jede Zelle im Knast eine solche Belüftungsöffnung, und wir hätten uns dumm und dämlich gesucht und ihn trotzdem nicht gefunden.)
Als ich zurückkam war das Büro offen und Ator und leon damit beschäftigt, den Sheriff zu wecken, während Puppetmaster und Dust versuchten, den durch die Manipulationen am Zellenfenster aufgeschreckten Bewohnern des Örtchens klarzumachen, dass hier eine Rettungsmission im Gange war und nicht ein Überfall auf die Staatsmacht oder die Person des Sheriffs. Außerdem plapperte Puppetmaster unentwegt davon, dass er den Sheriff zuerst als Leroy erkannt hatte, und dass die beiden ja auch nicht zufällig an Harlekin erinnern und dass dieser Metakrempel derbe krass wäre und und und. Ich fand das zwar in dieser Situation fehl am Platz, aber was solls – solange er vor mir stand, wenn das Monster kam, ließ ich ihm das durchgehen.
Die Idee „Benutze Wassereimer mit Sheriff“ fand ich zwar gut, sie half aber nichts. Auch der bald darauf hinzugezogene Doc Wunderlich hatte keine Idee in der Hinterhand, wie man den offenbar nur knapp an einer tödlichen Alkoholvergiftung vorbeigeschrammten Sheriff wieder ins Reich der Lebenden zurückholen könnte. So entschlossen wir uns, ihn mit in den Songbird zu nehmen und ihn in meinem Zimmer ausnüchtern zu lassen. Dort war er sicherer als irgendwo sonst in dieser Welt.

Am späteren Nachmittag – ich war gerade dabei, dem Sheriff einen neuen kühlen Lappen aufs Gesicht zu werfen – hörte ich Lärm von draußen. Schüsse, Hufgetrappel, Schreie. Ich wusste, dass Puppetmaster hier oben an der Treppe Wache hielt und dass mindestens Ator und Dust unten an der Bar saßen. Ein Angriff auf uns oder auf Koma-Bergamot wäre also eine recht dumme Idee, wenn man nicht gerade mit einer Armee kam. Ich hoffte nur, dass der Lärm von draußen nicht durch eine Armee verursacht wurde. Ich sprang zu meiner Ausrüstungstasche und schraubte meine Waffenhand an den Arm. Dann rannte ich zur Tür und riss sie auf. Vor mir stand leon mit Revolver in der Hand, offenbar in Kampfstimmung. An der Treppe stand immer noch Puppetmaster, der jetzt seinen Revolver gezogen hatte, aber noch nicht auf jemanden zielte. Unten war es nach einem kleinen Gestolper ruhig geworden. Ich konnte die Schritte zweier Personen unterscheiden, die langsam ein paar Meter durch den Saloon gingen. Nach einer Pause hörte ich eine dunkle Männerstimme, die mit an Arroganz grenzender Selbstsicherheit in die Runde fragte:

Shadowtalk Pfeil.png „Ich dachte, das hier wär’n Saloon, oder nich? Gibt’s in ’nem Saloon nich Schnaps, Weiber und Musik? Ich will alles. Fangen wir mit Schnaps und Musik an. Los, los!“
Shadowtalk Pfeil.png Pistolero

Nach kurzem Zögern begannen die Leute in der Bar wieder, sich leise zu unterhalten, und auch der Honky-Tonk-Pianist setzte etwas wackelig an, wieder Barmusik zu spielen. leon und ich hatten uns derweil an die Treppe angeschlichen, um sehen zu können, wer da den dicken Max markierte.
An der Bar saß ein… naja, ein Pinkel eben. Viel zu fein gekleidet für den staubigen Saloon und mit einem Gesichtsausdruck, der klarmachte, wofür er die Leute hier hielt. Neben ihm ein Elf in schwarzer Lederkleidung, der einen ziemlich bedrohlichen Eindruck machte und seine Aufgabe als Leibwächter und Gewaltanwendungsbot offenbar sehr ernst nahm. Momentan hielt er seinen Peacemaker noch in Richtung des Pianisten, aber er senkte bereits den Arm. War das unsere Aufgabe? Das Arschloch aus der Stadt fegen? Widerwärtig genug waren beide Figuren. Ator und Dust saßen unten und wirkten nicht so, als ob sie zu uns dreien hier oben gehören mussten. Das könnte hier und jetzt klappen.

Also los:
Ich schlenderte um die Ecke und wollte gerade meinen coolen Westernhelden-Spruch aufsagen, als ich Dust sah, die schon direkt auf den Elf zugelaufen war und ihn scheinbar unschuldig fragte:

Shadowtalk Pfeil.png „Kennen wir uns?“
Shadowtalk Pfeil.png Dust

Ich kannte ihre Körpersprache und wusste, dass sie nur auf einen guten Zeitpunkt wartete, um zu explodieren. Wenn der Zorro da unten sein Geld wert war, dann schwante ihm schon, dass er diesmal wirklich in Gefahr war. Und er reagierte… falsch. Er hob seinen Peacemaker wieder und zielte diesmal auf Dust. Blöder, blöder Fehler. Wer mein Team anpisst, pisst auch mich an. Und das endet tödlich. In einer fließenden Bewegung ruckte meine Cybersteampunk-Smarthand hoch und löste den eingebauten Revolver aus. Da ich das in dieser Welt noch nicht probiert hatte, wusste ich nicht genau, wie sich das anfühlen würde, aber ich merkte absolut keinen Unterschied zu dem, was in meiner Realität so geschah. Der Peacemaker ruckte zwar stark, aber der mechanische Arm kompensierte das irgendwie. Lustig.
Ich wette, der Elf fand das nicht so lustig. Meine Kugel trat auf der linken vorderen Seite seines Halses ein und nahm beim Austritt die obere Hälfte seines rechten Schulterblattes mit. Blut und Knochensplitter verteilten sich auf der Bar und dem bisher tadellosen Anzug seines Herrn, während der großspurige Revolverheld gegen den Tresen geschleudert wurde und mit dem jetzt haltlosen Schädel auf der Tresenplatte aufschlug. Er spuckte eine ansehnliche Blutfontäne nach oben, die aber schneller wieder herunterkam, als er nach vorne fallen konnte. Schließlich blieb er dann mit dem Gesicht nach unten, seinem Meister zu Füßen, liegen. Eine Lache irgendeiner roten, metallisch riechenden Flüssigkeit breitete sich langsam unter ihm aus und lief in einem kleinen Rinnsal in Richtung Saloontür. In Wyatt-Earp-Style sagte ich dazu:

Shadowtalk Pfeil.png „Da, wo ich herkomme, zielt man nicht auf meine Freunde.“
Shadowtalk Pfeil.png Silencio

Dann stiegen wir die Treppe runter und gesellten uns zu Dust.

leon hatte offenbar keine Lust, dem großmäuligen Schnösel die Initiative zu überlassen, nachdem sein Wachhund abgetreten war, und nahm ihn kurzerhand aufs Korn. Das Ergebnis war wohl so etwas wie ein … ähm … „fehlgegangener Warnschuß“ oder so, denn rein sachlich war der Pinkel bisher nicht mit physischer Gewalt in Erscheinung getreten. Tatsächlich erschien jetzt, nachdem sie gefeuert hatte, auf seinem Hemd ein roter Fleck, der langsam größer wurde, während er sich unter lautem Stöhnen an der Bar festhielt.
Dust sprang schnell zu ihm hin, packte ihn unsanft und zischte:

Shadowtalk Pfeil.png „Und jetzt unterhalten wir uns mal ’n wenig. Und wir hören immer die richtigen Antworten auf unsere Fragen, sonst könnte es sein, dass wir dich mal mit unserer Kollegin alleinlassen. Die kann auch wirklich gut mit Messern. Willste nich. Echt nich!“
Shadowtalk Pfeil.png Dust

In diesem Moment geschah etwas seltsames. Der Sound von draußen (also das Geballer, die Galoppgeräusche, die Schüsse usw.) und die wenigen Geräuschquellen im Saloon … so ziemlich alles, was nicht von uns fünfen verursacht wurde, versank in Stille. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn die Welt auch in Bewegungslosigkeit erstarrt wäre. Aber so weit war es dann doch nicht. Ich konnte das rasselnde Atmen des Pinkels nicht hören, aber ich sah, wie sich sein Brustkorb hektisch bewegte.
Und ich sah, wie sich die Tür des Saloons öffnete und ein in Schwarz gekleideter Mann den Saloon betrat. Durchschnittlich groß für einen Norm, schwarze Haare, schwarzer Vollbart, rotes Seidentüchlein um den Hals, einen Stock haltend. Der war allerdings keine Gehhilfe, denn der Mann bewegte sich völlig normal. Doch dann blieb er stehen und sagte:

Shadowtalk Pfeil.png „Ihr habt mir wirklich eine Menge Freude gebracht, aber wenn ihr jetzt anfangt, meine Spielzeuge kaputtzumachen, dann kann ich das nicht dulden.“
Shadowtalk Pfeil.png Sy Vants

Mit diesen Worten deutete er auf Dust und aus der Spitze seines Stockes löste sich ein Feuerstrahl, der sie traf und in eine Fackel verwandelte. Sie versuchte noch, zur Seite zu springen, war aber natürlich zu langsam. Mit einem gequälten, wütenden Aufschrei landete sie im Hintergrund des Saloons, wo sie sich herumwälzte, um die Flammen an ihrem Körper zu löschen.
In diesem Moment geschah etwas seltsames. (Hatte ich das nicht schon weiter oben gesagt??? Ich war mir ganz sicher …)

Ja, also:
In diesem Moment begann Celia, die Bedienung, zu singen. Normalerweise hätte ich jetzt gesagt, dass sowas nicht wirklich hilfreich ist (vgl. „Beten“, wenn leon mal wieder einem Elementar in christlichem Gewand begegnet), aber hier waren eben nicht die Barrens von Puyallup. Denn der Neuankömmling reagierte auf Celias Gesang wie eine Qualle auf einen Flammenwerfer. Er begann zu zappeln, als hätte man ihn an eine Starkstromleitung angeschlossen, begann dann zu rauchen, und es fielen Kleinteile von ihm ab. Dann verlor seine Gestalt an Substanz und er verwandelte sich mit einem wütenden, nicht menschlichen Aufschrei in ein … äh … Ding. Grob schlangenartig und etwa drei Meter hoch aufgerichtet wie eine Kobra, mit einem für Schlangen recht untypischen Armpaar und einer Fratze, die eigentlich nur aus drei schillernden Augen und einem riesigen Maul voller spitzer Fangzähne bestand. Der erste, der sich rührte, war Ator. Mit einer schnellen Geste warf er einen Erdpfeil in das Maul des Monsters. Eine schwarze Masse quoll zwischen den Fängen hervor und das Monster brüllte vor Schmerz. Sehr gut. Zeit, den Fangschuß zu setzen, solange das Ding mit Brüllen beschäftigt war. Ich zielte auf das mittlere Auge und drückte ab. Wieder ruckte der Arm, um den immensen Rückstoß des Peacemakers abzumildern. Immerhin verschoss dieses Museumsstück an meinem Armadapter .45er Geschosse mit 40 Grains Ladung – und der Rücktritt dieser Waffe war legendär. Ich hatte einmal während meiner Ausbildung mit einer Pistole dieser Bauart geschossen, und der Tipp des Drill Sergeants, mein Handgelenk der Schießhand mit der anderen Hand zu stabilisieren, war Gold wert gewesen.
Naja, auf die kurze Entfernung konnte ich nicht verfehlen und das Monster wurde einen Meter nach hinten getreten, fing dann an, wie wahnsinnig zu kreischen und zu krampfen, sprang in die Luft, krachte dabei gegen die Decke des Saloons und landete dann aus vier Metern Höhe mit dem Schädel zuerst auf dem Boden, welcher dem Geräusch nach zu urteilen dabei in viele Stücke zerbrach. Also, der Schädel, nicht der Boden. Der überstand das seltsamerweise. Dann regte sich das Ding nicht mehr, doch der Körper kam nicht zur Ruhe. Wellenartig liefen krampfartige Zuckungen über den Schlangenleib und urplötzlich explodierte der Kadaver, wobei er fast alle Besucher des Saloons mit übelriechendem Gammelfleisch und noch unappetitlicheren, mies stinkenden Schlachtabfällen überschüttete. In die Stille nach der Explosion schnitt Puppetmasters vorwurfsvolle Stimme. Da er immer noch oben an der Treppe stand, hatte er sich im Gegensatz zu uns nicht eingesaut. Und da lehnte er am Geländer und knurrte:

Shadowtalk Pfeil.png „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass du dich beim nächsten Monster hinter mich stellst?“
Shadowtalk Pfeil.png Puppetmaster

Hätte ich doch bloß mal … bäh … igitt.

Als wir uns wieder aufrichteten, lag in dem Haufen verwesendem Hack, der kurz zuvor noch ein angsteinflößendes Monstrum gewesen war, ein Objekt, das förmlich darum bettelte, von uns aufgenommen zu werden. Ein weißer, etwa einen Meter langer Knochen, der in etwa die Form eines menschlichen Oberschenkelknochens hatte, aber definitiv keiner war. Ich griff danach und als ich ihn berührte, durchströmte mich das Gefühl behaglicher Zufriedenheit, das mir klarmachte, dass ich mein Ziel erreicht hatte, während um mich herum das Universum in sich zusammenfiel …

Fortsetzung[Bearbeiten]

Die Fortsetzung der Story um die Runner findet sich unter Memoiren eines Lichtträgers / Harlekins Rückkehr - Part 5

Quellen[Bearbeiten]

Die geschilderten Geschehnisse beruhen auf den Erlebnissen der SC-Gruppe von Benutzer Goronagee. Neben den oben genannten Romanen und Abenteuern fanden folgende Sourcebooks Verwendung:

Liste der Sourcebooks:


Weblinks[Bearbeiten]