Geistergefäß
Ein Geistergefäß (engl. spirit vessel) ist ein physischer Behälter aus belebter oder unbelebter Materie, den ein Geist durch die Kräfte der Besessenheit oder der Bewohnung in Besitz nehmen kann, um so sich auf der physischen Ebene zu materialisieren. Geistergefäße gibt es in vielen Varianten, sie unterscheiden sich unter anderem nach der Magischen Tradition. Die Geistergefäßherstellung ist eine Disziplin der Verzauberung.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund[Bearbeiten]
Die Inbesitznahme eines Geistergefäßes ist neben der Manifestation die zweite Möglichkeit für einen Geist direkt "körperlich" mit der physischen Ebene zu interagieren. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Die permanente Inbesitznahme eines Geistergefäßes durch die Kraft der Bewohnung, hier verschmilzt der Geist mit dem Gefäß, oder die temporäre Inbesitznahme durch die Kraft der Bessenheit. Nicht allen Geistern stehen diese Kräfte zur Verfügung. Andererseits können sich einige Geister auch nicht manifestieren, so dass ihnen nur diese Möglichkeit bleibt.
Geistergefäße werden normalerweise für einen Geist vorbereitet, was die Inbesitznahme erleichtert, aber natürlich kann er versuchen auch in ein nicht vorbereites Gefäß einzudringen. Ein von einem Geist in Besitz genommenes Gefäß hat eine duale Natur.
Arten[Bearbeiten]
Zunächst unterscheidet man zwei Hauptarten von Geistergefäßen, lebende Körper und Objekte aus unbelebter Materie, wozu unter anderem auch Leichen zählen.
Belebte Geistergefäße[Bearbeiten]
Hierbei handelt es sich um die Körper von Tieren, Menschen und Metamenschen oder anderen vernunftbegabten Lebewesen.
Prof. Dr. Ungrün
Die Verbindung, die zwischen der Magie und dem Lebendigem besteht, erleichtert die Benutzung lebender Gefäße. Ein Körper, der für eine unfreiwillige Inbesitznahme missbraucht wird, ist schwieriger als Geistergefäß vorzubereiten als der einer freiwillig teilnehmenden Person. Der Körper eines Magiers oder Magieradepten kann immer als vorbereitetes Geistergefäß für von ihm beschworene Geister dienen. Der Körper eines astral projezierenden Erwachten kann ebenso als Gefäß verwendet werden, ist aber nicht vorbereitet.
Ein Lebewesen, das von einem Geist als Geistergefäß besessen wird, hat im Allgemeinen keine Kontrolle über seinen Körper mehr. Es ist sich weder der Umgebung bewusst, noch kann es sich willentlich bewegen. Im Falle einer Bewohnung bedeutet das also die Zerstörung des alten Bewusstseins.
Unbelebte Geistergefäße[Bearbeiten]
Bei den unbelebten Gefäßen unterscheidet man in drei Unterklassen, die Körper toter Lebewesen, Homunculi und Gegenstände. Oft werden diese Gefäße der Verwendung von Lebewesen vorgezogen, unter anderem wegen der ethischen Probleme und potentiellen gesundheitlichen Konsequenzen für das Gefäß, aber auch weil sie widerstandsfähiger sind.
Tote Körper[Bearbeiten]
Der Körper eines verstorbenen Lebewesen eignet sich als Geistergefäß, er ist ähnlich wie ein lebender Körper sehr beweglich. Allerdings verfällt er mit der Zeit, ein Prozess der durch Verzauberungstechniken verlangsamt aber nicht aufgehalten werden kann. Als permanentes Gefäß eignet er sich daher nicht. Implantierte Cyber- oder Bioware kann durch einen bewohnenden Geist nur eingeschränkt verwendet werden und ist meist nur für Systeme mit passiver Funktion möglich. Die Benutzung von Leichen, ob von Menschen und Metamenschen oder Tieren, steht in vielen Staaten unter Strafe.
Beispiele:
- Petro-Ritus (Voodoo): Zombie
- Mumien
Homunculi[Bearbeiten]
Als Homunculus bezeichnet man alle Arten von Körpern mit rudimentären beweglichen Elementen, die also Glieder, Räder oder ähnliche Vorrichtungen haben, die dem Geist erlauben das Gefäß nach Inbesitznahme autonom zu bewegen. Typisch sind deshalb Figuren mit menschen- oder tierähnlicher Gestalt. Das Material und die Mobilität des Homunculus ist entscheidend für die physischen Fähigkeiten und Widerstandskraft nach Inbesitznahme.
Beispiele:
- Kabbalistische Tradition: Golem
- Druidische Tradition: Weidenmann
- Knochenhomunkulus
- Statuen, Roboter
Flinke Ratte
Gegenstände[Bearbeiten]
Beliebige Gegenstände können als Geistergefäße vorbereitet werden, natürlich unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer physischen Eigenschaften und Komplexität, was Einfluss auf ihre Widerstandskraft und die Präparation des Gefäßes nimmt. Ein sehr komplexer Gegenstand, etwa ein Mechanismus kann die Vorbereitung erschweren und benötigt zum Teil mechanisches oder technisches Verständnis neben der Expertise in Verzauberung. Meistens werden leichte und mobile Gegenstände als Geistergefäße verwendet.
Mit einer Waffe, in der ein Geist steckt, können zudem auch astrale Gegner verletzt oder getötet werden, und sie kann - wie ein Waffenfokus - von ihrem Meister mit auf eine der Metaebenen genommen und dort benutzt werden.
Beispiele:
Der große Rohdiamant, den Doggo - da Baulè-Gun-Boy mit sich herumschleppt, ist ein Beispiel für ein - relativ - normales Objekt als Geistergefäß, in dem ein finsterer Ahnen- oder Ratgebergeist haust: Joseph Mobutu, ein Ahnengeist, der nicht ohne Grund wie der kleptokratische einstige Diktator Zaires heißt!
Kitab
Besonderheiten[Bearbeiten]
Erwachte Sekten[Bearbeiten]
Die Götzenbilder magischer Sekten werden gerne als Geistergefäß genutzt, da man die mundanen Gläubigen leicht beeindrucken kann, wenn man den betreffenden gebunden Geist einige seiner Geisterkräfte einsetzen lässt. Auf der anderen Seite gibt es Sekten, wo Gläubige sich bewusst als Geistergefäße verwenden lassen, um sie so den jeweiligen verehrten heiligen Erscheinungen näher zu sein.
Imps[Bearbeiten]
Bei Imps, die seit dem Jahr des Kometen in Erscheinung treten, handelt es sich um seltene, parasitäre Geister, die sehr leicht Foki als Gefäß in Besitz nehmen können. Viele der bekannten Prinzipien für Geistergefäße gelten hier nicht. Insbesondere haben Imps durch den Fokus, die Möglichkeit seinen Besitzer zu manipulieren. [3] [4]
Troldmand
Insektengeister[Bearbeiten]
Die Besonderheit bei der Bewohnung durch Insektengeister liegt in der Modifikation, die viele der Verschmelzungen mit den Wirtskörpern hervorrufen. Oft zeigen die Körper im Anschluss Rudimente von Insektenkörperteilen, wie Mandibeln, Fühler oder Chintinablagerungen. Manche Insektengeister suchen nach besonders geeigneten Körpern, so dass diese Phänomene nicht oder nur minimal auftreten und sie sich besser tarnen können. Obwohl die Insektengeister den Wirtskörper oft bewohnen und damit die vorherige Persönlichkeit auslöschen, stellen die meisten Opfer dieser Praxis ihre Körper freiwillig zur Verfügung, da sie unter dem Einfluss der Geister und des Insektenschamanen dies als Notwendigkeit für ihre Aufname in das Kollektiv betrachten. Eine Ausnahme stellen die Mantidengeister dar, die die weiblichen Geistergefäße nur besetzen und scheinbar eine Art symbiotische Beziehung mit ihrem Wirt eingehen. [3]
Shedim[Bearbeiten]
Die Shedim sind eine mit dem Jahr des Kometen aufgekommene Geisterplage. Diese Geister ergreifen von toten und bewusstlosen lebenden Körpern, etwa von astral Projezierenden, Besitz und scheinen der Metamenschheit feindlich gesonnen zu sein, da sie mit ihren neuen Körpern oft andere Personen angreifen. Sie sind auf die Körper angewiesen, denn sie erfahren im Astralraum der Erde Schwund. Eine der Besonderheiten der Shedim sind Regenerationskräfte mit denen sie den Verfall eines als Geistergefäß in Besitz genommenen toten Körper kompensieren. Insbesondere Meistershedim sind dafür bekannt, dass sie einen Körper wieder als lebendig erscheinen lassen können. [3]
Voodoo[Bearbeiten]
Beim Voodoo und ähnlichen afrokaribischen und westafrikanischen magischen Traditionen, die auf der Religion der Yoruba basieren, gibt es die Besonderheit, dass nicht nur Natur- oder Ahnengeister in Geistergefäßen beschworen werden, sondern auch der Schutzpatron. Inwieweit es sich hier um die gleiche Erscheinung wie normale Besessenheit handelt ist nicht ganz klar.
Sii
Gerade die Praktiken des Voodoo sind bekannt dafür, Serviteurs - wörtlich: Diener - zu erfordern, nicht-erwachte Voodoogläubige, die bereitwillig einen Loa oder einen der "Les Invisibles" von sich Besitz ergreifen lassen. Manche Houngans und andere Magier erlauben es einem beschworenen Geist auch, in den Körper seines Beschwörers zu fahren, aber viele scheuen das Risiko, die Kontrolle über ihren fleischlichen Körper zumindest teilweise an einen Geist abzugeben, der ja eigentlich ihnen dienen soll. Boshafte Geister, die ihrem Beschwörer die geschuldeten Dienste nur unwillig leisten, könnten zu leicht Befehle mutwillig falsch interpretieren, um den Körper eines Menschen oder Metamenschen, in dem sie gerade stecken, zu töten oder zumindest dafür zu sorgen, dass er bewustlos wird, damit sie frei kommen.
Suchtgefahr[Bearbeiten]
Trotz (oder vielleicht auch wegen) der Risiken können Personen, namentlich Mundane, die - ob bewusst oder unbewusst - unglücklich darüber sind, selbst nicht magisch begabt zu sein, und die wiederholt oder sogar häufig eie Erfahrung der Besessenheit durch Geister, die ihren Körper als Gefäß nutzten, gemacht haben, nach dieser Besessenheitserfahrung regelrecht süchtig werden. - Nicht zuletzt in Merída, der Hauptstadt des Yucatán, ist dieses Problem recht verbreitet [5]. - Im Extremfall kann dies damit enden, dass diese Süchtigen am Ende ihren Körper freiwillig für die Bewohnung durch und die Verschmelzung mit einem Insektengeist zur Verfügung stellen.
Schutz vor KFS ?[Bearbeiten]
Gleichzeitig scheint die wiederholte und häufige Besessenheit durch Geister zu Veränderungen an Psyche oder sogar Neurochemie der Betreffenden zu führen, was es wiederum KFS-Naniten schwierig bis unmöglich macht, deren Bewusstsein mit fremden, künstlichen oder von anderen, i. d. R. verstorbenen Individuen kopierten Persönlichkeitsfragmenten zu überschreiben. - Umgekehrt scheinen KFS-Infizierte nicht mehr besessen werden zu können [5].
Wahre Geistergefäße[Bearbeiten]
Wahre Geistergefäße stellen einen Sonderfall dar, da sie jeweils mittels einer jeweils im Einzelfall extra hierfür entwickelten, einzigartigen Verzauberung erschaffen werden müssen, und dazu dienen, einen - bösartigen oder unkontrollierbaren - Geist dauerhaft gefangen zu setzen, um die Gefahr, die von ihm ausgeht zu beseitigen. Naturgemäß stellt dies nicht nur hohe Anforderungen an die Entwicklung der Fokusformel für die Verzauberung und die Beschaffung der erforderlichen, vielfach außergewöhnlichen Reagenzien und magischen Radikale, sondern es ist meist auch ziemlich schwierig, den betreffenden Geist dazu zu bringen, sich in sein Gefängnis zu begeben...
Quellen[Bearbeiten]
Der Artikel basiert in seiner aktuellen Form auf dem Artikel Geistergefäß in der Shadowhelix, der dort unter GNUFDL steht. Für die umfassende Überarbeitung und Erweiterung verantwortlicher Autor war dort der Benutzer Loki
Quellendetails:[Bearbeiten]
^[1] - Cyberpirates! / Cyberpiraten! - Obeyifa
^[2] - Brennpunkt: ADL - Gizzmos der Psioniker
^[3] - Bedrohliche 6. Welt (umfasst die Übersetzung von Teilen von "Threats" und "Threats 2") - Imps, Shedim, Insektengeister in Tier-Gefässen
^[4] - Running Wild / Wildwechsel Das Critterdossier
^[5] - Stolen Souls / Gestohlene Seelen S.21-22